Das Tätowieren hat in Japan eine lange Geschichte, die wesentlich weiter reicht als das anrüchige Bild in der heutigen Zeit. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich für Tattoos in Japan ein besonderer Stil herausgebildet, tebori (手彫り; mit der Hand gravieren) genannt. Aus dieser Technik leitet sich auch der bildhafte japanische Name für Tattoos ab: irezumi (入れ墨). Dabei handelt es sich um eine Komposition aus ireru (入れる; hinein tun) und sumi (墨; Tinte). Andere, weniger geläufige Namen sind bunshin (文身) und shisei (刺青).
Geschichte der Tattoos in Japan
Die Verwendung von Tattoos in Japan reicht mehrere Tausend Jahre zurück. Erste Zeugnisse lassen sich auf Tonfiguren aus der Jomon-Zeit (ca. 14.000-300 vor Christus) finden und es wird vermutet, dass diese eine spirituelle Bedeutung hatten und als Statussymbole dienten. Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich die Bedeutung der Tattoos allerdings immer wieder. So wurden sie irgendwann auch genutzt, um Verbrecher zu markieren, und erhielten so ein anrüchiges Bild in der Gesellschaft. Andererseits waren auch Feuerwehrleute stark tätowiert, um sich so vor den Gefahren ihrer Arbeit zu schützen.
Doch erst in der Edo-Zeit (1603-1868) sollten Tattoos eine deutliche Verbreitung erfahren. Die starken kulturellen und künstlerischen Veränderungen der in dieser Zeit entstehenden „fließenden Welt“ (浮世; ukiyo) und die zunehmende Einfluss der städtischen Bevölkerungen führten zu neuen Kunstformen und einem gesteigerten gesellschaftlichen Interesse an ebendiesen. Die Kunst entwand sich mehr und mehr den engen Grenzen, die ihr zuvor von den Kriegerfamilien auferlegt worden waren. Besonders beliebt waren die sogenannten ukiyo-e (浮世絵; Bilder der fließenden Welt) – ausdrucksstarke Holzschnitte, welche die neue Zeit in aller Deutlichkeit zeigten.
Die Tätowierkunst in Japan ist eng mit dieser Kunstform verbunden, verdingten sich doch viele Holzschnittkünstler auch als Tätowierer. So wurden viele Stilmittel und Werkzeuge zwischen beiden Traditionen übernommen. Auch die berühmte Nara-Tinte, mit ihrer charakteristischen blau-grünen Farbe stammt aus dieser Zeit.
Wichtige Symbole
Seit dieser Zeit haben sich einige sehr beliebte Motive herausgebildet, die in Japan auch heutzutage noch regelmäßig auf die Haut gebracht werden. Viele davon sind eng mit der japanischen Folklore verbunden oder inspiriert von bekannten ukiyo-e.
Karpfen
Der Koi-Karpfen ist ein bekanntes Symbol in Japan und ziert nicht nur Haut, sondern auch viele Teiche im ganzen Land. Er gilt als glücksverheißend und wird oft anlässlich der Geburt eines Kindes tätowiert.
Drache
Der Drache ist ein weiteres beliebtes Symbol und wird nicht selten in Verbindung mit dem Koi tätowiert. Einst soll nämlich ein Koi einen Wasserfall empor geschwommen und als Belohnung in einen Drachen verwandelt worden sein – ein Zeichen seiner Ausdauer und Willenskraft. Im Unterschied zu den oft bösartigen Drachen in Europa sind diese in Asien eher wohlwollend und weise, was sie zu gerne genutzten Motiven macht.
Blüten
Auch Blumen und Blüten sind ein wichtiges Motiv japanischer Tattoos. Die Pfingstrose steht für Männlichkeit und Mut, ähnlich wie die Kirschblüte und die Chrysantheme (zwei der symbolträchtigsten Blüten Japans), die damit verbunden sind, auch im Angesicht von Widrigkeiten und im Angesicht des Todes nicht den Mut aufzugeben. Die Lotusblume, die aus trübem Wasser zu einer bezaubernden Blüte heranwächst, wird oft als Sinnbild für die Erleuchtung verwendet.
Monster
Oni (鬼 Oger) sind ein zentrales Element der japanischen Folklore. Oft mit Reißzähnen, Hörnern und farbiger Haut dargestellt sind sie ein beliebtes Motiv für Tätowierungen da man ihnen teilweise auch die Rolle wohlwollender Beschützer zuspricht. Auch kami (神; Gottheiten des Shintoismus) oder verschiedene yōkai (妖怪; Monster) werden manchmal als Schutzpatrone gewählt und tätowiert.
Tattoos in Japan heutzutage
Mit dem Beginn der Meiji-Restauration (1868) hatten Tattoos keinen Platz mehr im Bild eines modernen Japans und wurden daher von der Regierung offiziell geächtet. Unter der amerikanischen Besetzung Japans wurden Tattoos 1948 zwar wieder legalisiert, doch die ihnen anhängenden negativen Konnotationen haben sie bis heute nicht abschütteln können.
Im heutigen Japan sind Tattoos so noch immer mit Verbrechen und vor allem der japanischen Mafia, den Yakuza, verknüpft. Tattoos sind hier Ausdruck der Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen innerhalb der Yakuza und zeigen auch die eigene Geschichte innerhalb dieser kriminellen Organisationen. Dies hat auch Konsequenzen für diejenigen, die selbst keine Verbindungen zur Yakuza haben und dennoch tätowiert sind. Zahlreiche Fitnessstudios, Schwimmbäder und onsen (温泉; traditionelle Thermalbäder) verweigern Tätowierten noch immer den Zutritt, unabhängig von Ort oder Größe des Tatoos. Die einfachste Lösung ist es, kleinere Tattoos einfach zu verdecken oder gezielt Einrichtungen aufzusuchen, die weniger restriktive Regelungen haben.
Wenn du tätowiert bist und eine Reise nach Japan planst, kannst du dich auch dieser Internetseite darüber informieren, an welchen Orten (in unterschiedliche Kategorien gefiltert) du dir keine Sorgen machen musst, ob du eingelassen werden wirst.