Wie man Briefe auf Japanisch schreibt – ein detaillierter Leitfaden

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Person writing at a desk with books around.

Hast du Japanische Freunde, die du mit einem nengajо̄ (年賀状, Neujahrskarte) überraschen möchtest? Vielleicht möchtest du eine Brieffreundschaft schließen oder mit deiner Gastfamilie in Kontakt bleiben. In dem Fall wäre es gut, über die Regeln und das Format zu lernen, mit denen Briefe auf Japanisch geschrieben werden.

In diesem Artikel stellen wir ein paar Briefe für verschiedene Zwecke vor, wie du diese strukturierst, wie du eine Japanische Adresse schreibst und welches Level von keigo (敬語, respektvolles Japanisch) du nutzen solltest, wenn du Briefe auf Japanisch schreibst. Lies weiter, wenn du daran interessiert bist!

Deutsche Infografik zum Briefe schreiben auf Japanisch.

Die Tradition des Briefeschreibens in Japan

Während der Heian-Periode (794-1185) entstand ein als waka (和歌)-Dichtung bekannter Schreibstil. Waka wurde häufig zur Kommunikation zwischen Aristokraten, Liebhabern und Freunden verwendet. In Briefen, die im Format der Waka-Dichtung geschrieben wurden, wurden Gefühle, Grüße und Bitten übermittelt. In dieser Zeit war die Waka-Dichtung als literarische Ausdrucksform hoch angesehen und legte den Grundstein für heutige Briefe auf Japanisch.

In der Heian-Periode wurden zum Beispiel jahreszeitliche Grüße in Briefen üblich. Die Heian-Zeit war auch durch einen sehr formellen und ausgefeilten Sprachstil gekennzeichnet. Dies spiegelte sich in der Schriftlichkeit wider, indem je nach Beziehung zum Empfänger angemessene Förmlichkeiten und Ehrbezeichnungen verwendet wurden. Dies hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des keigo, das heute zum Schreiben von Briefen in Japan verwendet wird.

Verschiedene Arten von Briefen

In Japan gibt es viele verschiedene Briefe, die man für unterschiedliche Zwecke verschicken kann. Hier sind einige gängige Briefe:

Nengajō (年賀状) – Neujahrskarten

Bei nengajō werden in der Regel Motive zum aktuellen Tierkreiszeichen des Jahres verwendet. Das Minimum, das eine nengajō-Karte enthalten sollte, ist der Name des Empfängers, dein Name und ein Gruß, der ein neues Jahr wünscht. Ansonsten gibt es keine besonderen Regeln dafür, was man schreiben sollte und was nicht.

Übrigens, wenn du in Japan lebst, garantiert die japanische Post die Zustellung von nengajō-Karten, sofern sie zwischen dem 15. und 25. Dezember verschickt werden.

Shochū-mimai (暑中見舞い) – Mittsommer-Grußkarten

Neben den nengajō gibt es auch saisonale Grußkarten. In der heißesten Zeit des Jahres tauscht man zum Beispiel Postkarten aus, die „shochū-mimai“ genannt werden. Diese Karten übermitteln typischerweise Grüße, Glückwünsche und gute Gesundheit für die Sommerzeit.

Shūgi-bukuro (祝儀袋) – Geldgeschenke für besondere Anlässe

Ein shūgi-bukuro ist ein Geldumschlag mit Glückwünschen, der nur bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Geburten oder Abschlussfeiern verwendet wird. Die Umschläge enthalten in der Regel ein Geldgeschenk und einen kurzen Brief, in dem Glückwünsche und gute Wünsche ausgesprochen werden.

O-reijō (お礼状) – Dankesbriefe

Was du in ein o-reijo schreibst, bleibt dir überlassen, aber du solltest zumindest ein „Danke“ schreiben und wofür du dankbar bist. Je nach Empfänger kann es sinnvoll sein, keigo zu verwenden, wenn du solche Briefe schreibst.

Das Schreiben eines Dankesbriefes ist in Japan ein fest etablierter Brauch und wird sicherlich einen bleibenden guten Eindruck hinterlassen, wenn du dich z. B. nach einem Aufenthalt bei einer Gastfamilie in Japan bedanken möchtest. Es ist üblich, aber nicht notwendig, dies mit einem kleinen Geschenk zu verbinden.

O-kuyamijō (お悔やみ状) – Beileidsschreiben

Wenn man auf Japanisch Beileidsschreiben verfassen möchte, ist es wichtig, nachdenkliche und mitfühlende Worte zu wählen und zu vermeiden, direkt über die Ursache des Unglücks zu sprechen. Man sollte auch darauf achten, keine Worte zu verwenden, die mit schlimmen Dingen assoziiert werden können, wie kieru (消える, verschwinden) oder die Zahl vier (四), da sie als shi gelesen werden kann, was auch Tod bedeutet. Es ist auch wichtig zu wissen, wie man die betreffende Person richtig anspricht.

Schließlich ist es auch wichtig, Worte wie futatabi (再び, wieder) oder tabitabi (度々, jedes Mal) zu vermeiden. Der Grund dafür ist, dass diese Worte den Gedanken hervorrufen können, dass die Katastrophe wieder eintreten könnte.

Ein nengajo, um zum neuen Jahr Briefe auf Japanisch zu schreiben.

Briefgestaltung und Etikette

Als Nächstes wollen wir kurz darauf eingehen, wie man einen Brief richtig strukturiert. Die Einhaltung der festgelegten Regeln und eine gute Struktur des Briefes sind genauso wichtig wie der Inhalt selbst. In dem folgenden Beispiel wird eine allgemeine Struktur vorgestellt, die für die meisten Briefe verwendet werden kann. Denke bitte daran, dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist, Briefe auf Japanisch zu schreiben.

Bevor wir beginnen, wollen wir kurz ein paar wichtige Dinge erwähnen: Die traditionelle Schreibweise für Briefe auf Japanisch ist von oben nach unten und von rechts nach links. Denke bitte auch daran, dass du jeden neuen Absatz (auch den ersten) mit einem Leerzeichen beginnen solltest. Wenn du den Namen des Empfängers in den Text schreibst, solltest du den Brief so gestalten, dass der Name des Empfängers immer weit oben im Brief steht (und dein Name sollte immer unten im Brief stehen).

Zenbun (前文) – Einleitung

Wenn du Briefe auf Japanisch für formelle Anlässe schreiben möchtest, beginnst du den Brief normalerweise mit dem Wort haikei (拝啓). Darauf folgt später das Wort keigu (敬具). Als Nächstes beginnst du eine neue Zeile, lässt ein Zeichen frei und schreibst deinen Anfangssatz. Wenn es sich um einen normalen formellen Brief handelt, kannst du einen der vielen jahreszeitlichen Grußformeln kopieren (Quelle auf Japanisch). Anschließend solltest du den Adressaten fragen, wie es ihm geht.

Wenn du einen lockeren Brief schreibst, kannst du die Formalitäten weglassen und einfach fragen, wie es dem Empfänger geht.

Shubun (主文) – Hauptteil

Nach einer kurzen Einleitung solltest du das Hauptthema erläutern. Hier gibst du den Hauptzweck des Briefes an, z. B. eine Bitte oder eine Danksagung. Um anzuzeigen, dass du zum Hauptthema übergegangen bist, beginnst du in der Regel mit dem Wort sate, (さて) oder soredewa, (それでは). Diese Worte können nicht gut übersetzt werden, bedeuten aber so viel wie „gut“ oder „na dann“.

Matsubun (末文) – Schluss

Nach dem Hauptteil schließt man den Brief mit ein paar Worten wie „Ich freue mich darauf, Sie/dich kennenzulernen“ oder „Alles Gute für Ihre/deine berufliche Zukunft“. Diese Sätze werden musubi no aisatsu (結びの挨拶) genannt, und es gibt jede Menge vorgegebener Sätze, aus denen du je nach Bedarf wählen kannst.

Wenn es sich um einen formellen Brief handelt und du mit dem Wort haikei (拝啓) begonnen hast, musst du deinen Schlusssatz mit keigu (敬具) beenden. Dazu schreibst du das Wort in die linke untere Ecke des Abschnitts, wobei ein Zeichen zwischen dem Wort und dem unteren Rand des Papiers frei bleibt.

Atotsuke (後付) – Datum und Unterschrift

Am Ende des Briefes schreibst du das Datum und lässt zwei Zeichen vom oberen Rand des Papiers frei. Dann unterschreibst du den Brief, indem du deinen Namen am unteren Ende des Abschnitts schreibst (lasse ein Zeichen von unten frei). Schließlich schreibst du den Namen des Empfängers in die linke obere Ecke (ohne Leerzeichen), gefolgt von einer Anrede (normalerweise -san さん oder -sama 様).

Ein Postamt in Tokio, Japan.

Wie man eine japanische Adresse auf einem Umschlag schreibt

Wenn du den Brief fertiggestellt hast, musst du ihn in einen Umschlag stecken und abschicken. Du kannst alle Arten von Umschlägen für verschiedene Zwecke im örtlichen Postamt, Buchladen oder Convenience Store finden!

Die japanische Postanschrift lautet wie folgt: Präfektur → Stadt → Ort → Bezirk/Straße. Bei einem vertikalen Brief steht die Adresse des Empfängers rechts neben seinem Namen, und der Name und die Adresse des Absenders stehen in kleinen Buchstaben unten links auf dem Umschlag. Beachte bitte, dass es üblich ist, den Namen des Empfängers in größeren Buchstaben zu schreiben als den restlichen Text. (Und deinen Namen in kleinerer Schrift als den Rest des Textes).

Kaufe dann eine Briefmarke, verschließe den Umschlag und wirf ihn in einen der roten Briefkästen, die mit einem „〒“ gekennzeichnet sind (wenn du in Japan lebst).

Sollte formelles Japanisch verwendet werden?

Wie viel keigo du für Briefe auf Japanisch verwenden solltest, hängt von deiner Beziehung zum Empfänger ab. Wenn es sich um ein Familienmitglied oder einen engen Freund handelt, ist es natürlicher, kein keigo zu verwenden. Wenn du dagegen einen Brief an ein Unternehmen, einen ehemaligen Lehrer, die Eltern eines anderen schickst, oder eine Bitte vorbringst, solltest du eine möglichst förmliche Sprache verwenden, sogar noch mehr als beim Schreiben von E-Mails. Auf diese Weise kannst du deine kulturelle Kompetenz unter Beweis stellen, einen guten Eindruck hinterlassen und gleichzeitig dem Empfänger Respekt zollen.

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Im Laufe der Geschichte Japans hat das Versenden von Briefen eine wichtige Rolle gespielt, um Menschen miteinander zu verbinden, die offizielle Kommunikation zu erleichtern und persönliche und kulturelle Ausdrucksformen zu bewahren. Wir hoffen, dass dieser Artikel dir geholfen hat, Briefe auf Japanisch zu schreiben.

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