Die Teezeremonie in Japan blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist für die meisten Japaner etwas ganz besonderes. Auch viele ausländische Besucher finden immer mehr Interesse an diesem Ritual der Teezubereitung. Wir nehmen euch hier einmal mit in die Welt des japanischen Tees.
Was ist eine Teezeremonie in Japan?
In Japan wird die Teezeremonie als Chado oder Sado (茶道, ちゃどう) bezeichnet, welches wörtlich Weg des Tees bedeutet. Auch der Begriff Chanoyu (茶の湯, ちゃのゆ) wird dafür verwendet. Man versteht darunter eine Zusammenkunft, bei der der Gastgeber einem oder mehreren Gästen Tee sowie eine kleine Speise reicht. Die Verfahrensweise unterliegt dabei festen Regeln und wirkt sehr formell. Meist finden Teezeremonien in der ruhigen Atmosphäre eines Teehauses statt. Die Gäste sollen durch eine Teezeremonie nicht nur willkommen geheißen werden, sondern auch die spirituellen Elemente und besondere Ästhetik erleben können, die mit dem Ritual verbunden sind.
Tee wurde ursprünglich aus China von buddhistischen Mönchen nach Japan gebracht. Zuerst als Heilpflanze genutzt, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte die japanische Teezeremonie. Als Urbegründer der modernen Teezeremonie gilt Sen no Rikyu, der die Regeln in ihrer klassischen Form im 16. Jahrhundert festhielt. Heutzutage gibt es unterschiedliche Arten der Teezeremonie in Japan, die den verschiedenen Schulen zugrunde liegen, doch wird gesagt, dass diese alle von Sen no Rikyu und der Bindung zum Zen-Buddhismus beeinflusst sind.
Die Teezeremonie in der japanischen Kultur
Die Teezeremonie ist tief in der japanischen Kultur verankert. Die Durchführung soll den Menschen Gelassenheit, Ruhe und Wärme geben und ihren Geist in sich einkehren lassen. Dies soll durch die vier Prinzipien des Teeweges (和敬清寂, わけいせいじゃく), welche bereits durch Sen no Rikyu festgelegt worden, gelingen. Der Begriff steht für Harmonie (和), Hochachtung und Respekt (敬), Reinheit (清) und Stille (寂).
Bei der Teezeremonie wird nicht nur Harmonie zwischen Gast und Gastgeber hergestellt, auch die Utensilien sind harmonisch aufeinander und im Einklang mit den Jahreszeiten der Natur abgestimmt. Aus dem Gefühl der Dankbarkeit entsteht die Hochachtung und der Respekt nicht nur zwischen den Menschen, auch beim Umgang mit den Teeutensilien, denen ebenfalls eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Vor Beginn einer traditionellen Teezeremonie waschen sich die Gäste die Hände und spülen den Mund aus. Dies soll nicht nur für äußerliche Sauberkeit sorgen, sondern auch das Herz und den Geist reinigen. Im Einklang mit der Stille soll bei den Teilnehmern der Teezeremonie innere Einkehr entstehen.
Auch das Prinzip des Wabi-Sabi (侘寂, わびさび) kommt bei der Teezeremonie zur Geltung. Dieses ästhetische Konzept, das sich auf die Wahrnehmung von Schönheit bezieht und eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden ist, weist sich durch Trostlosigkeit und Bescheidenheit aus. So sind die Teeräume meist schlicht und nur mit den notwendigen Utensilien ausgestattet.
Wie läuft eine Teezeremonie in Japan ab?
Der Ablauf einer formalen Teezeremonie kann nach den verschiedenen Schulen variieren. Im Grunde findet man jedoch meist folgende Schritte wieder, die wir dir hier vereinfacht wiedergeben.
- Die Gäste wandeln zuerst entlang des Gartenpfades, Roji (路地, ろじ) genannt, und sollen damit im ersten Schritt den Alltag abstreifen und sich auf die Teezeremonie vorbereiten.
- Am Teehaus befindet sich ein Wasserbecken, an dem sich die Gäste Hände und Mund reinigen – als symbolische Reinigung von allem Bösem und Schlechten. Vor dem Betreten des Teehauses werden die Schuhe ausgezogen.
- Teezeremonien können bis zu vier Stunden dauern. Hierbei wird vor dem eigentlichen Aufguss des Tees noch ein leichtes japanisches Essen, Kaiseki, gereicht. Nach dem Essen verlässt man den Raum noch einmal.
- Der Teemeister lässt fünf mal einen Gong erklingen, was die Gäste zum Betreten des Teeraumes auffordert. Dort sitzt man im Seiza (japanischer Fersensitz) oder im Schneidersitz.
- Vom Teemeister werden die Utensilien wie Teeschale, Teebesen und Teebambuslöffel gereinigt und das Wasser erwärmt. Alle Handgriffe sind hier genau vorgeschrieben.
- Meist wird bei Teezeremonien Matcha angerührt. Der Teemeister überreicht diesen dann dem ersten Gast, meist dem Hauptgast, der diesen mit einer Verbeugung annimmt.
- Auch vor dem Trinken sind bestimmte Handgriffe des Gastes vorgeschrieben. So muss dieser u.a. die Tasse zwei Mal drehen, da man nicht von der Vorderseite der Tasse trinkt.
- Die Tasse wird dann von Gast zu Gast gereicht und zwischendurch am Rand abgewischt. Gespräche sind nur über Themen innerhalb des Teeraumes zu führen.
Das hört sich alles sehr streng und kompliziert an. Aber mach dir keine Sorgen, denn wie oben bereits geschrieben sind Harmonie und Respekt wichtige Bestandteile einer Teezeremonie. Hinweise sollte man also dankbar annehmen und den anderen Gästen Respekt zollen.
Natürlich sind aber auch nicht alle Teezeremonien so kompliziert aufgebaut. Als Ausländer kann man auch an einfachen Teezeremonien teilnehmen, in denen die einzelnen Schritte gezeigt und erklärt werden. Diese Zeremonien dauern meist etwa eine Stunde, jeder Gast hat seine eigene Tasse und man bekommt Wagashi, japanische Süßigkeiten, dazugereicht, die man allerdings vor dem ersten Schluck vom Tee essen sollte.
Hast du nun Lust selbst einmal an einer Teezeremonie in Japan teilzunehmen? Vor allem in Kyoto gibt es eine große Anzahl an Möglichkeiten dazu. Diese bieten aber auch einige Teeanbaugebiete und Teehäuser in anderen Gebieten Japans an. In Tokyo findet zudem jedes Jahr die Tokyo Grand Tea Ceremony statt, bei der es sogar spezielle Veranstaltungen auf Englisch für Ausländer gibt.
Wenn du dich entscheidest an einer unserer Sprachreisen über StudyTrip teilzunehmen, ist dort ebenfalls meist ein Workshop zum Thema Teezeremonie enthalten. Schau einmal vorbei!