Wann immer du in Japan unterwegs bist, wirst du auf das Verb ganbaru (頑張る) und damit gebildete japanische Ausdrücke stoßen. Grundsätzlich bedeutet ganbaru (häufig auch als gambaru umgeschrieben) so viel wie „sein Bestes geben“, „sich bemühen“ und „nicht aufgeben“. Damit gehört dieses Verb zu den Begriffen, die man schon früh in seinen Japanischlehrbüchern oder -Sprachkursen beigebracht bekommt. Ein paar der wichtigsten Anwendungen werden wir dir in diesem Artikel vorstellen. Dabei werden wir dir auch die Nuancen vorstellen, die im Begriff ganbaru enthalten sind und dir so auch einen Einblick in den kulturellen Hintergrund dieses Wortes geben.
Shigoto ganbatte (仕事頑張って)! – „Gib auf der Arbeit dein Bestes!“ (Quelle: eikaiwa- highway)
Ganbatte (頑張って)
Unser erstes Verwendungsbeispiel ist der Ausdruck ganbatte oder ganbatte kudasai (頑張ってくだ さい). Mit dieser japanischen Formulierung möchte man sein Gegenüber ermuntern, sich bei einer Schwierigkeit, einer bevorstehenden Aufgabe oder Ähnlichem anzustrengen und nicht aufzugeben. Ganbatte kudasai ist dabei die höflichere Variante, wird aber unter Freunden oder guten Kollegen häufig zu ganbatte abgekürzt. Eine übliche Anwendungsmöglichkeit ist beispielsweise die Folgende:
A: Ashita kara atarashii shigoto ga hajimarun da. ( 明日から新しい仕事が始まるんだ。) B: Sō nanda. Ganbattene! (そうなんだ。がんばってね!)
A: Morgen beginne ich einen neuen Job. B: Ach so! Gib dein Bestes/Streng dich an!
Ganbare (頑張れ)
Eine zweite nützliche und oft zu hörende Verwendung von ganbaru im Japanischen ist ganbare. Auch dabei handelt es sich um eine Aufforderung, sich anzustrengen. Allerdings stellt ganbare den Imperativ dar, die Befehlsform, und ist somit eine stärkere Formulierung als ganbatte. Daher wird der Begriff häufig von Trainern benutzt, um zum Beispiel Sportler oder Sportmannschaften zu motivieren und anzufeuern. In Stadien und bei Sportfesten findet man so oft Banner mit diesem Ausdruck.
Ganbaranakya (頑張らなきゃ)
Beim nächsten Beispiel handelt es um eine Verwendung, um eine Notwendigkeit zu beschreiben, sich anzustrengen oder nicht aufzugeben. Dabei gibt es keine sinnvolle Alternative zur Handlung, die durch ganbaranakya markiert wird. Zum Beispiel könnte man sagen „Eigo ganbaranakya“ (英語頑張 らなきゃ), um auszudrücken, dass es heutzutage notwendig ist, Englisch zu können und man sich daher beim Lernen bemühen muss. Dieser Ausdruck wird im Gegensatz zu den vorhergegangenen beiden Begriffen vor allem für sich selbst verwendet und nicht, um andere zu ermuntern.
Ganbarō (頑張ろう, がんばろう)
Als letztes Beispiel haben wir den Begriff ganbarō (bzw. höflicher: ganbarimashō (頑張りましょう) ausgewählt. Ziel dieses Ausdrucks ist man selbst, bzw. die Gruppe der man angehört. Übersetzt würde er etwa „Lasst uns (bei xyz) unser Bestes geben!“ lauten. Diese Variante von ganbaru wird im Japanischen verwendet, um sich selbst zu ermutigen, sich anzustrengen und nicht aufzugeben. Erwartungsgemäß wird dieser Ausdruck häufig innerhalb von Sportteams, Musikgruppen oder Ähnlichem verwendet. Aber grundsätzlich lässt sich ganbarō von jeder Gruppe Menschen verwenden, die zusammen eine Schwierigkeit zu lösen haben.
„Lasst uns unser Bestes geben und nicht aufgeben! (Einwohner von) Ishinomaki.“ Dieses Schild findet sich in der 2011 vom Tsunami verwüsteten Stadt Ishinomaki (Quelle: Autor)
An dieser Stelle möchten wir in den zweiten Teil des Artikels einsteigen und einen Blick auf die Nuancen des Begriffs ganbaru im Japanischen werfen. Du hast nun bereits ein paar Anwendungsmöglichkeiten kennengelernt. Doch in diesen unterschiedlichen Verwendungen finden sich auch Feinheiten, die bei reinen Übersetzungen verloren gehen. Dabei sollte man zunächst einen Blick auf die Schriftzeichen werfen, aus welchen sich das Verb zusammensetzt: gan (頑, がん), welches in Worten wie Ausdauer, große Stärke und Unnachgiebigkeit genutzt wird, und haru (張る), welches unter anderem Aufrichten bedeutet. Aus den Bedeutungen der einzelnen Teile erkennt man so bereits, dass ganbaru mehr enthält, als die Übersetzungen aus dem Japanischen es erahnen lassen.
So lässt sich der Ausspruch „Ganbare higashi-nihon!“ (がんばれ東日本), der nach der Dreifachkatastrophe von 2011 in aller Munde war, zwar schlicht als „Gib nicht auf, Ostjapan!“ übersetzen. Aber gleichzeitig fehlen dabei Implikationen, wie die Ermutigung, die schrecklichen Folgen der Katastrophe zu überwinden. Alle Kräfte aufzubringen, auch wenn man den Mut verloren haben mag. Sich nicht unterkriegen zu lassen, auch wenn es noch so schwer ist. Die eigenen Kräfte zu mobilisieren und nicht nur auf Hilfe von außen vertrauen. All dies und mehr schwingt bei diesem Ausspruch mit.
Die Kehrseite ist jedoch die Implikation, dass sich jede Schwierigkeit überwinden lässt, wenn man sich nur genug anstrengt. In der Konsequenz bedeutet jeder Fehlschlag dann, dass man sich nicht genug angestrengt haben muss. Man muss sich dann beim nächsten Mal einfach mehr anstrengen und dann wird schon ein besseres Ergebnis entstehen. Diese Argumentationskette sorgt dafür, dass systemische Probleme in Japan oft nicht konsequent angegangen werden. Oder das z.B. Personen mit psychologischen Erkrankungen es häufig schwer haben, akzeptiert zu werden.
Mit diesem kleinen Einblick in die Nuancen und kulturellen sowie gesellschaftlichen Auswirkungen des Begriffs ganbaru im Japanischen würden wir diesen Artikel abschließen. Viel Erfolg bei der Verwendung der verschiedenen Formen des Verbes in Japan – ganbatte!