Der Fujisan (富士山), wie er in Japan genannt wird, ist wohl eines der bekanntesten und bedeutendsten Wahrzeichen Japans. Er liegt auf der Hauptinsel Honshū, zwischen den Präfekturen Yamanashi und Shizuoka und ist mit einer Höhe von 3776 Metern der größte Berg und Vulkan des Landes. Bei sehr klarem Wetter kann er sogar von dem etwa 100km weit entfernten Tokyo aus gesehen werden. Heutzutage gilt der Fujisan immer noch als aktiv, jedoch mit einem geringen Ausbruchrisiko. Der letzte bekannte Ausbruch des Vulkans fand am 16. Dezember 1707 statt.
Der Berg Fuji bildet zusammen mit den Bergen Haku und Tate die „drei heiligen Berge“ (三霊山) Japans und gilt als Objekt der Verehrung sowie Quelle künstlerischer Inspiration. Daher wurde er 2013 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt; dazu gehören neben dem Berg noch 24 weitere umliegende Komponenten, unter anderem die umliegenden „fünf Fuji-Seen“ und sieben Shintō-Schreine.
Name
Der Name Fujisan besteht aus drei Zeichen: 富 „reich“, 士 „Gelehrter“ und 山 „Berg“. Diese Zeichen wurden anhand der Aussprache ausgewählt, denn der Name des Berges existierte bereits, bevor es die chinesischen Kanji in Japan gab. Die tatsächliche Herkunft des Namens ist also unbekannt. Des Weiteren wird der Berg oft fälschlicherweise „Fujiyama“ genannt. Die Kun-Lesung des Zeichens 山 für Berg lautet zwar „yama“, hier wird allerdings die On-Lesung „san“ verwendet. Mit „san“ ist also nicht das Suffix für die höfliche Anrede einer Person gemeint!
Die historischen Wurzeln des Namens reichen bis zu Japan’s ersten schriftlichen Aufzeichnungen zurück. In der Geschichte vom Bambussammler, „Taketori Monogatari“, heißt es, dass der Name vom Wort „unsterblich“ (不死) kommt. In dieser Geschichte aus dem 10. Jahrhundert wird außerdem gesagt, dass der Name die Bedeutung von Soldaten trägt, die den Berg besteigen. Tatsächlich wurden Regionen um den Fuß des Berges von Samurai als Trainingsort verwendet.
Weitere Behauptungen zur Herkunft des Namens sind „ohne Gleichen“ (不二, nicht + zwei) und „unendlich“ (不尽, nicht + erschöpfen). Der britische Missionar Bob Chiggleson meinte, dass der Name aus der Sprache der Ainu (die Ureinwohner des nördlichen Japans) kommt und „Feuer“ bedeutet. Es gibt viele verschiedene Definitionen, die vielleicht alle korrekt sind. In der langen Geschichte Japans war der Fujisan immer da und hatte vermutlich für alle, die ihn bestaunen konnten, eine andere Bedeutung.
Geschichte und Religion
Aufgrund seiner Einzigartigkeit, Schönheit und dem fast symmetrischen Kegel ist die Geschichte des Berges gut dokumentiert. Durch die steigende Anzahl an Reisenden auf der Tokaido-Route, damals die Hauptreiseroute, hatten viele Menschen die Chance, den Berg zu sehen. Die erste Besteigung soll um 663 durch einen Mönch erfolgt sein. Der erste Ausländer, der den Berg bestieg, war Sir Rutherford Alcock in 1868.
Die Japaner lebten lange mit der Angst um einen Ausbruch des Vulkans. Sie glaubten, dass Götter in dem Berg leben und errichteten Schreine am Fuße des Bergs, um die Götter zu beschwichtigen und Ausbrüche zu verhindern. In Zeiten, in denen die Ausbrüche tatsächlich nachließen, wurde Fujisan zum Zentrum religiöser Verehrung und Praktiken. Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts entstand eine Glaubensdoktrin durch Hasegawa Kakugyo, genannt Fujiko (富士講). Zu dieser Zeit stieg vor allem die Zahl der Bergbesteigungen des Fujisan und der Pilgerreisen zu spirituellen Orten, wie zum Beispiel den „Fünf Fuji-Seen“. Im späten 19. Jahrhundert wurde dann das Verbot der Bergbesteigung für Frauen aufgehoben und Zug- und Straßennetzwerke wurden errichtet, infolgedessen immer mehr Leute den Gipfel des Fuji erklimmen. Heutzutage sind es etwa 300.000 Menschen jährlich, die in der Saison von Anfang Juli bis Ende August den Fujisan besteigen.
Der Fujisan ist bis heute eine Inspiration in den verschiedensten Kunstformen. Bereits in der ältesten, noch erhaltenen Gedichtsammlung Japans Man’yōshū (万葉集, Sammlung der zehntausend Blätter) wird der Fujisan erwähnt.
Auf dem Bild oben ist eines der bekanntesten Kunstwerke vom Fujisan zu sehen: Der Farbholzschnitt „Die große Welle vor Kanagawa“ aus der Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“ von Katsushika Hokusai, veröffentlicht zwischen 1829 und 1833. Farbholzschnitte des Fujisan beeinflussten außerdem viele Künstler im Westen, unter anderem Van Gogh und Monet.
In der Nähe des heutigen Ortes Gotemba lag eine der zuvor genannten Trainingsorte für Samurai. Der Shogun Minamoto no Yoritomo begann dort in der Kamakura-Periode damit, seine Samurai im Bogenschießen zu trainieren, da ihm ihr Mangel an Fähigkeiten in diesem Bereich auffiel. Egal ob in der Kunst oder im Krieg, die Geschichte des Fujisan ist in Japan tief verwurzelt.
Um dieses Wahrzeichen Japans selbst zu erleben, komm nach Japan und besteige den Berg Fuji selbst. Kontaktiere uns über unsere Homepage, wenn du Interesse haben solltest Japanisch in Japan zu lernen. Besuche ebenfalls unseren Go! Go! Nihon Blog, in diesem findest du alle Informationen rund um Japan.
Anmerkung 1: Die On-Lesung ist die sino-japanische Lesung, die aus dem Chinesischen stammt. Die Kun-Lesung ist die rein-japanische Lesung, bei der die Zeichen den vorher bereits existierenden, japanischen Begriffen zugeordnet wurden. Bei Kombinationen mehrerer Kanji wird oft (aber nicht immer!) die On-Lesung verwendet.