Die Stadt Kamakura und ihre Tempel – Ein Spaziergang

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Die Stadt Kamakura (鎌倉), einst für fast 150 Jahre Regierungssitz der japanischen Militärherrscher, ist heute eine für japanische Verhältnisse beschauliche Kleinstadt. Etwa eine Stunde Bahnfahrt entfernt von Tokyo hat sich Kamakura mit seinen vielen Tempeln zu einem beliebten Ausflugsziel für die Bewohner der Hauptstadt entwickelt und ist auch Zufluchtsort für alle, die der Enge der Millionenmetropole entfliehen wollen. Gleichzeitig ist in dem schönen Küstenstädtchen auch vielerorts seine Vergangenheit als Zentrum Japans zu erkennen, denn viele der Tempel und Schreine aus dieser Zeit überdauerten die Jahrhunderte.

Im heutigen Blogartikel möchten wir dich auf einen Spaziergang durch diesen zauberhaften Ort nehmen und dir einige der Sehenswürdigkeiten vorstellen. Davon ausgehend kannst du dann weitere Ecken der Stadt Kamakura sowie die zahlreichen Tempel und Schreine auf eigene Faust erkunden.

Start am Bahnhof Kamakura

Unser Spaziergang beginnt am Bahnhof Kamakura. Durch den Fußgängertunnel gelangen wir auf dessen Rückseite und lassen den Trubel des Vorplatzes hinter uns. Am südlichen Ende der Bahnhofsrückseite betreten wir das Viertel Onarimachi (御成町), in dem sich viele kleine Lokale und Boutiquen befinden. Die vor allem von Fußgängern genutzte Straße führt uns nach ein paar hundert Metern auf die Präfekturstraße 311, auf die wir nun nach rechts in westlicher Richtung einbiegen. Auch hier finden wir zahlreiche kleinere Geschäfte, die zum Besuch einladen und es wird klar, dass das Stadtbild Kamakuras noch nicht ausschließlich von den immer gleichen austauschbaren Ketten beherrscht wird. Besonders zu empfehlen ist auch die Einkehr in eines der geschmackvollen Cafés, um hier ein paar leckere japanische Spezialitäten zu probieren. Ganz besonders empfohlen seien hier warabimochi (わらび餅) – süße, wabbelige japanische Reisküchlein. Dafür lohnt sich auf dem Weg unter anderem das Geschäft Kosuzu warabimochi kura (こ寿々わらび餅蔵).

Bekannte Statuen der Stadt Kamakura

Nach etwas über einem Kilometer gelangen wir an eine größere Kreuzung, an der wir zunächst rechts auf die Präfekturstraße 32 nach Norden einbiegen. Nach circa 200 Metern gelangen wir an den Eingang des Kōtoku-in (高徳院), des buddhistischen Tempels, der den Großen Buddha von Kamakura beherbergt. Der im 13. Jahrhundert in mehreren Teilen aus Bronze gegossene daibutsu (大仏) hat eine Höhe von über 13 Metern und wiegt etwa 121 Tonnen. Bei genauem Hinsehen lassen sich die Verbindungsnähte der einzelnen Teile gut erkennen. Einst stand der Große Buddha in einem überdachten Tempelgebäude, doch nachdem dieses mehrfach zerstört wurde verzichtete man auf einen Wiederaufbau – der daibutsu wollte wohl unter freiem Himmel stehen. Wenn du dem trubeligen Platz um den Großen Buddha nach etwas Flanieren kurz entkommen möchtest, kannst du dem kleinen Eingang in dessen Inneres folgen und so noch einen neuen Blick auf die Statue gewinnen, bevor es weitergeht.

Beim Verlassen des Tempelgeländes folgen wir im Anschluss wieder der Straße zurück zur zuvor beschrittenen Kreuzung. Dieses mal biegen wir rechts in westlicher Richtung ab und erreichen nach weniger als hundert Metern den Hase-dera ( 長谷寺), einen weiteren großen buddhistischen Tempel der Stadt Kamakura. Er beherbergt die größte hölzerne Statue Kannons in Japan, die im 8. Jahrhundert in Kamakura in der Nähe des Tempels an Land gespült worden sein soll und so dessen Bau auslöste. Zu beachten sind unter anderem auch die zahlreichen Jizō-Statuen, die sich auf dem Tempelgelände finden. Diese werden von Eltern aufgestellt, die eine Fehlgeburt, Totgeburt oder Abtreibung erfahren haben, da der Jizō über die Seelen der Kinder wacht. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges wurden bereits über 50.000 dieser Statuen im Tempel aufgestellt.

Blick aufs Meer

Nach einer Pause auf dem Tempelgelände mit zauberhaftem Blick über die Bucht von Kamakura führt uns unser Weg am Meer entlang zurück ins Stadtzentrum. Dafür gehen wir zurück zur Kreuzung und verlassen sie dieses Mal in südliche Richtung. Am Strand angekommen folgen wir diesem Richtung Osten. Sobald wir das Meeresrauschen genug genossen haben, betreten wir an der Mündung des Flusses Nameri (滑川) die Präfekturstraße 21 in Richtung Norden. Die Straße ist fast auf der gesamten Länge von Kirschbäumen gesäumt, die besonders im Frühjahr prächtig aussehen. Mehrere torii (鳥居) auf dem Weg zeigen außerdem an, dass dieser direkt zum Hachimangu (八幡宮) führt, dem bedeutendsten Shinto-Schrein der Stadt Kamakura. Dieser liegt etwas erhöht an einem Berghang und erlaubt einen schönen Blick über das Stadtzentrum, solange die Bäume noch nicht zu dicht ergrünt sind. Im 12. Jahrhundert wurde der Schrein an diesen Ort verlegt (zuvor befand er sich näher am Strand) und seitdem mehrfach erweitert, bis er seine heutige Form erreicht hatte.

Parallel zur Präfekturstraße 21 führt schließlich etwa 100 Meter weiter westlich eine kleinere Flanierstraße direkt zurück zum Bahnhof. Hier befinden sich zahlreiche Cafés und Geschäfte, in denen man den Tag in der Stadt Kamakura genüsslich ausklingen lassen kann. Am besten schon mit einer Karte in der Hand, um den nächsten Besuch in dieser zauberhaften Stadt zu planen, denn Kamakura hat außer seinen vielen Tempeln und Schreinen noch viel mehr zu bieten!

Noch besser ist es, Kamakura auf einer unserer Study Trips in Japan zu erkunden. Schaut es euch an!

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