Ein japanischer „Lebenslauf“ – So schreibt man ihn!

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Für jede Bewerbung in Japan benötigt man einen sogenannten rirekisho. Während dieses Formular häufig als japanischer Lebenslauf übersetzt wird, trifft es diese Bezeichnung nicht ganz, da es einige Unterschiede im Aufbau und im Inhalt gibt. Wenn du dich also in Japan bewerben willst ist es wichtig, dass du diese Unterschiede kennst und weißt, was in einem rirekisho erwartet wird – sowohl bezüglich des Inhalts als auch der Form. Um dir dabei zu helfen, erklären wir dir in diesem Artikel alles Wichtige.

Rirekisho – die Grundlagen

Rirekisho (履歴書) bedeutet “Hintergründe aus”. Zusätzlich zum rirekisho, abhängig von der Position wird eine detaillierte Liste der Aufgaben und Erfolge in einem shokumukeirekisho (職務経歴書) benötigt. Als Student bzw. frischer Absolvent genügt normalerweise ein rirekisho, da wahrscheinlich keine Berufserfahrung besteht. Geh jedoch auf alle Fälle sicher und informiere dich über den Bewerbungsprozess oder einem HR Mitarbeiter.

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass alle rirekisho nahezu gleich aufgebaut sind und es auch kaum optische Unterschiede gibt. Man kann in Japan nicht wie in Europa seinen Lebenslauf selbst gestalten, sondern sollte sich immer an die Vorlagen halten. Diese erhält man in den meisten Convenience Stores und 100 Yen-Shops, oder auch als Download von verschiedenen Online- Anbietern. Ein Beispiel dafür kannst du hier sehen:

Was ist ein Shokumukeirekisho?

Im Gegensatz zu Lebensläufen in vielen anderen Ländern beinhalten japanische Lebensläufe nicht deine Aufgaben und Leistungen in früheren Unternehmen. Nur die Namen der Schulen, die du besucht hast sowie der Unternehmen, in denen du in der Vergangenheit gearbeitet hast, sind enthalten. Einige Unternehmen benötigen ein Shokumukeirekisho, in dem du deine berufliche Laufbahn und Erfolge angibst.

Was solltest du beachten?

Ein japanischer Lebenslauf hat zwei Seiten, so wie im Bild gezeigt. Traditionellerweise füllt man diese mit einem schwarzen Kugelschreiber aus. Sollte dabei ein Fehler passieren, muss unbedingt ein neues Formular ausgefüllt werden. Korrekturspuren, z.B. durch Tipp-Ex-Streifen, erwecken schnell den Eindruck, dass man unsauber arbeitet und an der ausgeschriebenen Stelle gar nicht interessiert ist. Allerdings wird es auch in Japan langsam üblich, rirekisho mit Textverarbeitungsprogrammen auszufüllen und digital zu versenden. Hier empfiehlt es sich, genau auf die Anforderungen in der Stellenausschreibung zu achten.

Wichtig ist auch zu beachten, dass Datumsangaben im japanischen nengō (年号)-System geschrieben sein sollten. Dabei wird als Jahresangabe eingetragen, im wievielten Jahr der Ära des aktuellen japanischen Kaisers wir uns befinden. 2017 wäre dies das das Jahr Heisei (平成) 28, benannt nach dem Wahlspruch – „Verwirklichung des Friedens“ – des gegenwärtigen Kaisers Akihito.

Angaben zur Person

Im obersten Block des japanischen Lebenslaufs trägst du zunächst deinen Namen, dein Geburtsdatum, dein Geschlecht, deinen Wohnort (sowie eine Kontaktadresse, falls diese davon abweicht), deine Telefon- und Handynummer, deine Faxnummer und deine E-Mailadresse ein. Außerdem muss ein Passfoto angefügt werden. Dabei sind ein paar Dinge zu beachten:

  • Gib deinen Namen nach dem japanischen Format an, also Nachname vor Vorname.
  • Dein Geburtsdatum sollte wieder im nengō-System geschrieben werden.
  • Beim Namen empfiehlt es sich, zusätzlich zur normalen Schreibweise, eine Umschrift in 
hiragana oder katakana in der furigana-Sektion einzutragen.
  • Dein Passfoto sollte immer ein Originalfoto sein und keine Kopie. Außerdem solltest du auf 
diesem einen Anzug tragen und das Foto sollte professionell aufgenommen worden sein. Für 
Frauen gilt zusätzlich, dass dezentes Makeup angeraten ist.
  • Bei deinem Geschlecht wählst du als Mann 男 (otoko) und als Frau 女(onna) 
indem du das jeweilige Schriftzeichen mit einem Kreis markierst.

Bildungsweg

In einem üblichen japanischen Lebenslauf folgt nun eine Sektion für deinen Bildungsweg: 学歴 (gakureki). Es kann aber auch vorkommen, dass der Bildungsweg zusammen mit der Berufserfahrung in einer Sektion angegeben werden muss wie im Beispielbild oben. Auch in diesem Fall beginne mit deinem Bildungsweg und trenne diesen durch eine deutliche Linie von den Berufserfahrungen. 
Einträge beginnen links mit dem Jahr und Monat, dem der Eintrag zugeordnet wird.

Dann gibst du den Standort, Namen und Art der Schule an, gefolgt von der Angabe, ob es sich um einen Schuleintritt – nyūgaku (入学) – oder um einen Abschluss – sotsugyō (卒業) – gehandelt hat. Bei nicht-japanischen Schulen sollten der Staat und die Region noch genannt werden. 
Handelt es sich um Studiumseinträge ist es üblich, den Namen der Universität, sowie die Fakultät und den Fachbereich zu nennen. In zusätzlichen Zeilen kannst du noch deine Haupt- und Nebenfächer, sowie das Thema deiner Abschlussarbeit aufführen. Wichtig ist, dass die Einträge in chronologischer Reihenfolge eingetragen werden müssen, beginnend mit dem ältesten Eintrag.

Arbeitserfahrung

Im Bereich Arbeitserfahrung – shokureki (職歴) – trägst du chronologisch alle Stationen deines bisherigen Arbeitslebens ein. Gib dabei wieder in zwei Zeilen an, wann du begonnen hast, in einer Firma zu arbeiten und wann du dort aufgehört hast. Es ist außerdem üblich, kurz anzugeben, warum du eine Firma verlassen hast. Notiere auf jeden Fall immer den vollen offiziellen Namen jeder Firma inklusive des Firmentyps, z.B. GmbH.

Qualifikationen/Lizenzen

Im nächsten Block geht es um weitere Qualifikationen – menkyo (免許) – und Lizenzen – shikaku (資格). Hier kannst du zum Beispiel Ergebnisse von Sprachtests oder einen Führerschein eintragen.

Bewerbungsgrund

Der Eintrag zum Bewerbungsgrund – shibō dōki (志望動機) – ist wahrscheinlich der schwierigste Teil des japanischen Lebenslaufs. Um deine Bewerbung gut zu begründen solltest du darlegen, warum gerade du die Anforderung der Stellenausschreibung erfüllst. Gib außerdem an, wie du dir deine Karriere im Unternehmen vorstellst, um Stabilität anzubieten. Beschreibe außerdem, wie du zu den Merkmalen der Firma passt.

Weitere Informationen

Zuletzt werden noch ein paar weitere Angaben eingetragen: die maximal gewünschte Pendelzeit – tsūkin jikan (通勤時間) –, ob man einen Ehepartner – haigūsha (配偶者) – hat, wie viele Personen durch das Einkommen versorgt werden müssen – fuyōkazokusū (扶養家族数) –, und ob man noch weitere Wünsche – honninkibō (本人希望) – hat. Mit diesen Angaben ist dein japanischer Lebenslauf vollständig und kann verschickt werden.

Viel Glück bei deinen Bewerbungen!

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