White Day in Japan: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

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Due persone davanti a un falò nel giorno di White Day in Giappone

In Japan wurde der Valentinstag in den 1950er Jahren aus dem Westen übernommen und popularisiert. Dort gibt es aber auch eine Fortsetzung einen Monat später am 14. März, genannt White Day (ホワイトデー).  Dieser Tag wurde eingeführt, damit Männer den Frauen, von denen sie im Monat davor beschenkt wurden, etwas zurückgeben und ihre Wertschätzung zeigen können.

Lies weiter und erfahre mehr über die verschiedenen Geschenke, die du am White Day in Japan erhalten oder geben kannst sowie über die Herkunft der Tradition und die aktuelle Kontroverse inmitten der kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen des Landes.

Valentinstag

Zunächst sollte man den Unterschied zwischen Valentinstagsgeschenken im Westen und in Japan kennen. In Japan ist es üblich, dass Frauen Geschenke und Schokolade an männliche Freunde, Kollegen, Familie und natürlich ihrem Schwarm geben. Es gibt sogar unterschiedliche Begriffe für die verschiedenen Arten von Geschenken.

Tomo-choco (友チョコ) ist eine Kombination aus dem kanji für “Freundschaft” und dem Wort für Schokolade und wird dementsprechend Freundinnen und Freunden gegeben. Giri-choco (義理チョコ) ist “Pflicht Schokolade” und wird Kollegen und Bekannten als bloße Formalität gegeben. Zu guter Letzt gibt es noch honmei-choco (本命チョコ), die “Schokolade der wahren Liebe”. Diese Schokolade hat schon eine wesentlich tiefere Bedeutung und wird daher dem Schwarm oder dem Partner geschenkt. Es kommt aber auch vor, dass Männer diese Sitte brechen und Frauen am Valentinstag Schokolade geben, das wird dann gyaku-choco (逆チョコ), oder “umgekehrte Schokolade” genannt.

Frauen machen die Schokolade oft komplett selber. Zu dieser Zeit des Jahres wirst du in den Geschäften viele Gussformen und Verpackungen im Valentinstag-Stil finden. Aber nach vielen Jahren der Schokoladenherstellung – noch vor der Existenz des White Days – begannen Frauen die Fairness dieses einseitigen Schenkens zu hinterfragen.

Herkunft vom White Day in Japan

Der White Day soll seinen Ursprung in den 1970er Jahren in der Süßwarenfirma Ishimura Manseido aus Fukuoka haben. Eine Führungskraft der Firma hat einen Brief in einem Frauenmagazin gelesen, in dem darüber geklagt wurde, dass Männer am Valentinstag Schokolade erhalten, aber Frauen nichts zurückkriegen. “Warum schenken sie uns nichts? Ein Stofftaschentuch, Süßigkeiten, oder Marshmallows…”, schrieb sie. Bei einem Meeting bat Ishimura die Frauen in der Firma, sich einen Tag auszusuchen, an denen Frauen Geschenke erhalten sollen. Sie einigten sich auf den 14. März, einen Monat nach Valentinstag. Japans kultureller Brauch des Geschenkgebens als Zeichen der Dankbarkeit und der Wertschätzung findet sich in dieser Marketingstrategie ebenfalls wieder.

Die Erwähnung der Marshmallows veranlasste Ishimura Manseido dazu “Marshmallow Day” zu erfinden und bei der Gelegenheit direkt eine neue Süßigkeit aus Marshmallowpaste gefüllt mit Schokolade zu kreieren. Dazu dachten sie sich den Slogan “Ich will die Schokolade nehmen, die du mir schenktest, und in mein weißes Herz hüllen” aus. Letztendlich wurde der Name zu “White Day” geändert, um etwas weitläufiger verwendbar zu sein, aber gleichzeitig noch auf den fluffigen Ursprung der Mashmallows zu verweisen. In den 1980er Jahren war der White Day bereits in ganz Japan populär und auch andere asiatische Länder fingen an, diese Tradition zu übernehmen. Heutzutage sind Marshmallows nach wie vor ein beliebtes Geschenk zum White Day in Japan.

Geschenke am White Day 

Genau wie bei den verschiedenen Arten und Bedeutungen der Geschenke zum Valentinstag, variieren auch White Day Geschenke je nach Empfänger. Auf der Arbeit ist es üblich, dass sich die Männer zusammentun und gemeinsam eine große Pralinenschachtel für alle Mitarbeiterinnen schenken. Zwischen romantischen Partnern sind die Geschenke wesentlich eindrucksvoller. Es soll dreimal so viel wert sein, wie das am Valentinstag erhaltene Geschenk. Traditionellerweise sollten die Geschenke zudem noch weiß sein – Weißgold-, Silber- oder Platinschmuck, weiße Süßigkeiten, oder weiße Kleidung und Accessoires. Diese Erwartungen haben sich mit der Zeit jedoch etwas gelockert. Geschenke müssen zwar nicht zwingend weiß sein, aber Frauen erwarten dennoch eine hohe Qualität. Wer dankend ablehnen möchte, sollte aus Höflichkeit trotzdem Süßigkeiten in etwa demselben Wert zum White Day zurückgeben.

Wie sich der White Day in Japan verändert hat

Im Verlauf der Jahre hat der White Day an Popularität verloren. Es fanden kulturelle Veränderungen bezüglich der Geschlechternormen, gesellschaftlichen Erwartungen und sogar Finanzierbarkeit statt. Zunächst einmal hängt der Markterfolg des White Days davon ab, ob Männer im Monat zuvor Geschenke erhalten haben. In den letzten Jahren sind die Ausgaben für den Valentinstag jedoch gesunken, weswegen folglich auch die Ausgaben für den White Day weiter gesunken sind. Japans okaeshi Kultur des Schenkens wird auch oft als teurer Zyklus beschrieben, der einen dazu zwingt, die Harmonie innerhalb der sozialen Beziehungen zu bewahren. Vor allem japanische Frauen haben die Tradition des Schokolade-Verschenkens angezweifelt und den Druck der “Pflicht Schokolade” in Frage gestellt. In einer Umfrage von 2019 gaben 60% der Frauen an, dass sie es vorziehen Schokolade als Leckerei für sich selber und für Familienmitglieder zu kaufen. 36% der Frauen wollten die Tradition aufrechterhalten und weiterhin Schokolade an den Partner oder Schwarm verschenken.

Unabhängig davon, ob du dieses Jahr am White Day in Japan Geschenke geben oder erhalten möchtest, die Geschichte rund um den Feiertag und seine kulturellen Auswirkungen sind in jedem Fall faszinierend.

Wenn du mehr über die Kultur und das Leben in Japan erfahren möchtest, folge unserem Go! Go! Nihon Blog.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von dem englischen [Original].

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