Das Victory Zeichen in der japanischen Popkultur

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Stöbert man einmal durch die sozialen Netzwerke in Japan, bemerkt man sofort eines: Das im Westen als Zeichen des Protests berühmt gewordene Victory Zeichen ist ein fester Teil der meisten Selfies und Fotos, gerade bei jungen Japanern. Doch oft scheint die Geste nicht im gleichen Kontext wie bei uns genutzt zu werden. Woher kommt dieser Trend dann also?

Es gibt mehrere verbreitete Theorien, wie das Victory Zeichen einen festen Platz in der japanischen Kultur (und der von Südostasien) fand. Die meisten von ihnen reichen nicht weiter als in die 60er Jahre, dennoch erreichte es seine finale Popularität erst Ende der 80er. Letztendlich ist jedoch anzunehmen, dass sie alle ihren Beitrag zu seiner Etablierung geleistet haben.

Die ersten Victory Zeichen

Die erste Theorie konzentriert sich auf die amerikanische Skaterin Janet Lynn, welche 1972 an den olympischen Spielen in Japan teilnahm. Viele sahen sie als einen der Favoriten bei dem Kampf um die Goldmedaille. Bei ihrer Kür jedoch passierte es: Lynn stürzte und verlor damit unwiederbringlich ihre Chance auf den ersten Platz. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen der Menge ihr Lächeln zu zeigen und damit ehrenvoll ihre Niederlage anzunehmen.

Dieser Akt der Stärke fand besonders bei den japanischen Gastgebern enormen Anklang, da ihre Reaktion kom- plett gegen die übliche Verhaltensweise der meisten Japaner ging. Lynn erreichte so in kürzester Zeit eine enorme Popularität. Als sie dann während ein paar öffentlichen Auftritten die Victory Geste nutzte, war dessen Kultstatus bei der japanischen Jugend nicht mehr aufzuhalten.

Doch bereits ein paar Jahre zuvor hatte das Victory Zeichen in Japan seinen ersten Auftritt in dem Comic „Kyojin no Hoshi“ (Star of the Giants), kurz darauf im Volleyball Manga „Sain wa V!“ (V Is the Sign), welcher auch in einer TV Serie verewigt wurde. Zwar verhalfen diese Auftritte dem Victory Zeichen nicht zu seiner heutigen Bekanntheit, jedoch wurde hier der Grundstein für seinen Platz in der Popkultur gelegt.

In der Popkultur etabliert

Den wohl größten Anteil an seinem Erfolg hat laut Meinung vieler der japanische Sänger und Schauspieler Jun Inoue. Er wirkte im Jahre 1972 für den Kamerahersteller Konica in einer TV Werbung mit und brachte dabei spontan das Victory Zeichen mit ein, welches es auch in den finalen Spot schaffte. Inoue hatte sie sich wahrscheinlich bei britischen oder amerikanischen Künstlern aufgegriffen und etablierte die Geste aufgrund der Popularität seiner Band „The Spiders“ bei seinen japanischen Fans, welche sie daraufhin immer öfters imitierten.

Es ist sicherlich unmöglich die endgültige Herkunft klar zu bestimmen. Fest steht jedoch, dass in der heutigen Zeit das Victory Zeichen weiterhin von jungen Japanern aber auch den älteren Generationen in Fernsehen, Film und sozialen Medien fleißig weiter genutzt wird und wohl so schnell auch nicht mehr verschwinden wird. Es ist allerdings bemerkenswert, wie einzigartig sie sich in Südostasien im Vergleich zur westlichen Variante entwickelt hat und zeigt damit wieder einmal wie verschieden sich für uns simple Aspekte unserer eigenen Kultur in anderen Teilen der Welt etabliert haben.

Doch genug der Geschichtsanalyse! Solltet ihr jemals ein Foto mit ein paar Japanern machen, macht mit, präsentiert stolz euer Victory Zeichen und freut euch über die Tatsache, dass ihr seine multikulturelle Bedeutung versteht, in unserer und der japanischen Kultur.

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