Regenzeit in Japan: Unangenehm, aber wunderschön

By Joshua Travis Hiepler
Lesezeit: 3 minutes
Schöpfkellen im Regen bei einem Chozuya in einem japanischen Shinto-Schrein.

Die Regenzeit in Japan, auch Tsuyu (梅雨, つゆ) genannt, ist eines der schönsten und doch unangenehmsten Naturereignisse im Land der aufgehenden Sonne. Von Anfang Juni bis Mitte Juli ist es nahezu unmöglich, dem monsunartigen Regen zu entkommen. Doch keine Sorge, mit ein wenig entsprechender Vorbereitung ist die Regenzeit gut zu überstehen. Außerdem bringt der starke Regen auch viele Vorteile mit sich und setzt die japanische Landschaft ganz neu in Szene.

Die vier Jahreszeiten

Genau wie z.B. in Deutschland gibt es in Japan die vier klassischen Jahreszeiten. Allerdings existieren auch viele Mikroklimata, vom subtropischen Klima auf Okinawa bis hin zu den gemäßigten Temperaturen in Hokkaido. Auf die gleiche Weise teilt sich auch der japanische Sommer in eine schwüle Regensaison und eine trockene Hitzewelle.

Während die Regenzeit in Hokkaido kaum zum Tragen kommt, beginnt sie auf Okinawa bereits einen Monat früher gegen Anfang Mai. Daher solltest du überprüfen wann die Regenzeit an deinem Reiseziel beginnt und dich entsprechend vorbereiten.

Wie du dich auf die Regenzeit in Japan vorbereitest

Auch wenn der starke Regenfall viele Nachteile mit sich bringt, sind die Japaner auch hier bestens auf alle Eventualitäten vorbereitet. So findest du in den meisten Konbini (コンビニ) die für Japan typischen transparenten Regenschirme für ca. 500-800¥. Trotz des niedrigen Preises sind diese ausrechend gut verarbeitet und zuverlässige Begleiter während der Regensaison.

Glücklicherweise stellen die meisten Geschäfte und Restaurants einen Regenschirm Ständer zur Verfügung, sodass dich dein Regenschirm unterwegs nicht behindert. Allerdings führt dies in Verbindung mit der Verbreitung von Konbini Regenschirmen dazu, dass es oft schwer ist, seinen eigenen Schirm unter all den anderen wiederzufinden. Abgesehen davon, musst du dir immerhin keine Sorgen machen, dass dein Schirm abhandenkommt: Diebstähle jeglicher Art sind in Japan fast nicht existent.

Neben dem heftigen Regen macht vielen Menschen auch das feuchte und schwüle Wetter zu schaffen. Daher solltest du dich entsprechend anziehen und auf luftige und kurze Sommerkleidung setzen, allerdings ist es ratsam, ebenfalls eine Jacke parat zu haben, da es abends schnell kühl werden kann. Ein Paar wasserfeste Schuhe sind auch empfehlenswert, genau wie ein kleines Handtuch um sich unterwegs das Gesicht abwischen zu können.

Die regnerische Landschaft

Die Regensaison bringt jedoch nicht nur Unannehmlichkeiten mit sich. Der starke Regen ist enorm wichtig für Farmer und Gärtner und trägt zum Bestehen der außergewöhnlichen Landschaft bei, für die Japan weltweit bekannt ist.

Gerade ältere Japaner erfreuen sich an dem Aufblühen der als Ajisai (あじさい) bekannten Hortensien, welche ursprünglich in Japan entdeckt wurden und seitdem untrennbar mit der Regenzeit in Japan verbunden sind. Einer der wohl besten Orte, um ihre Schönheit zu bewundern, ist der Meigetsuin Tempel in Kamakura, welcher oft auch als Ajisaidera oder Hortensien Tempel bezeichnet wird. Der sonst schon beeindruckende Tempel erblüht während der Regensaison in seiner vollen Schönheit und ist definitiv einen Besuch wert.

Ein wesentlich pragmatischerer Vorteil des Monsuns findet sich beim Anbau von Reis. Sein Status als Hauptnahrungsmittel der Japaner macht diesen enorm wichtig, wodurch er auf den meisten Farmen großflächig angebaut wird. Jedoch müssen Reisfelder für ein korrektes Wachstum unter Wasser stehen, daher sind die starken Regenfälle gerade für kleine Farmer eine wichtige Alternative zur teuren Bewässerung.

Mittel und Wege das Wetter zu beeinflussen

Unabhängig davon, ob du den Regen liebst oder hasst, laut japanischer Tradition kannst du ihn beeinflussen. Dazu bastelst du eine kleine geisterartige Puppe aus Tüchern, welche als teru teru bozu (てるてる坊主, てるてるぼず) bekannt ist. Dieser Talisman findet sich oft auf Fensterbänken und wird im Falle, dass sich das Wetter tatsächlich bessert, mit heiligem Sake besprenkelt und der Strömung eines örtlichen Flusses überlassen. Falls du allerdings das regnerische Wetter bevorzugst, kannst du den Effekt der Puppe umkehren, indem du sie kopfüber an einem Stück Schnur aufhängst.

Auch wenn die Regenzeit nicht immer angenehm ist, so ist sie doch ein wunderschönes Naturspektakel und ermöglicht einige einzigartige Anblicke. Also scheue dich nicht, gezielt in diesen Monaten auf Japan-Reise zu gehen und den Regen zu genießen!

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