Ein absolutes Muss, egal ob man religiös ist oder nicht: Japans Tempel und Schreine gehören zu den schönsten der Welt. Die meisten von ihnen befinden sich an traumhaften Orten, im ganzen Land verteilt. Stell dir abgelegene Rückzugsorte an Klippen, an der Küste oder versteckte Orte in den Wäldern vor.
Und sie wurden absichtlich so gebaut. Im Freien zu sein ist der beste Weg, um mit den kami (神) – Shinto-Göttern, die das Wesen der Natur selbst sind, in Kontakt zu treten. Selbst wenn du nicht gläubig bist, gibt es in Japan keinen besseren Ort, um Ruhe und Gelassenheit zu finden.
Dort fallen dir möglicherweise auch diverse Arten von Anhängern, Holztafeln und aufgezogenen Bändern auf. Von denen bringen die omikuji (御神籤) am meisten Vergnügen. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Form des Wahrsagens, an der jeder teilnehmen kann.
Wenn du es selbst ausprobieren willst, lies weiter und erfahre alles über Omikuji in Japan. Wir erklären dir, wie du ein Omikuji auswählst und wie du deine Wahrsagung verstehen kannst.
Was ist Omikuji?
Omikuji ist eine alte Form der Wahrsagerei in Japan. Sie werden mit traditionellen und modernen japanischen Schriftzeichen auf einfaches weißes Papier geschrieben. Dein Schicksal wird durch uralte Gleichnisse gedeutet, die sich auf Gesundheit, Arbeit, Familie, Liebe und mehr beziehen.
Man sieht sie überall an Tempeln hängen. Gegen eine kleine Spende von etwa 100-300 Yen sind sie für jedermann erhältlich.
Verwendung von Omikuji in Japan
Es gibt zwei Haupttypen von Omikuji – Stäbchen und Papier. Aber ein Omikuji bekommt man überall auf die gleiche Weise, mit ein paar Abweichungen zwischen den Tempeln.
Die einfachste Form sind Omikuji aus einem Behälter. Man zahlt eine Spende (in der Regel zwischen 100 und 300 Yen), greift mit der Hand in den Behälter und holt sich sein versiegeltes Glücksbild.
Eventuell erhältst du statt des Omikuji selbst eine Nummer. In diesem Fall bringst du sie zum Tempelpersonal, welches die Nummer dann gegen deine Wahrsagung eintauscht.
Es kann aber auch sein, dass dir das Personal stattdessen einen Holzzylinder überreicht. Dann solltest du nicht einfach mit dem klassischen verwirrter Touri-Blick da stehen, sondern schütteln! Nach dem Schütteln solltest du eine Öffnung in der Kiste entdecken, aus der ein nummerierter Stab herauskommt. Gib dieses Stäbchen dem Mitarbeiter im Tausch gegen dein Omikuji.
Oder! (Letzte Alternative. Versprochen.) Vielleicht siehst du im Spendenbereich eine Reihe von nummerierten Schubladen. Nachdem du deine Nummer erhalten hast (per Papier, Stab oder Holzzylinder), suchst du die entsprechende Schublade, um dein Omikuji zu erhalten.
Seit einigen Jahren gibt es Omikuji in Japan auch in Form von kleinen Ornamenten, den okimono 置物. Zum Beispiel findest du diese Ornamente an verschiedenen Schreinen in Kyoto in Form von Krähen, Tauben, Füchsen, Daruma und mehr.
Als Nächstes musst du herausfinden, ob dein Omikuji Glück oder Unglück bringt. Was du dann damit machen solltest, hängt ganz von deiner Glücksbotschaft ab.
Deine Zukunftsvorhersage lesen
Jedes Omikuji enthält normalerweise eine Geschichte oder ein Gedicht in traditionellem und modernem Japanisch. Das ist der Schlüssel zur Deutung deines Glücks. Diese Geschichten können (selbst für Einheimische) schwer zu verstehen sein, und nicht alle Omikuji sind ins Englische übersetzt.
Aber es gibt auch einen ganz einfachen Weg, um herauszufinden, wie viel Glück du hast. Jedes Omikuji zeigt eine Einstufung. Das ist normalerweise das größte Kanji auf dem Papier. Die Rangfolge sieht folgendermaßen aus:
- 大吉 (Dai-kichi) – sehr viel Glück
- 吉 (Kichi) – Glück
- 中吉 (Chū-kichi) – mäßiges Glück
- 小吉 (Shō-kichi) – etwas Glück
- 半吉 (Han-kichi) – halbes Glück
- 末吉 (Sue-kichi) – Glück in der Zukunft (aber nicht jetzt)
- 小凶 (Shō-kyō) – etwas Unglück
- 半凶 (Han-kyō) – halbes Unglück
- 末凶 (Sue-kyō) – Unglück in der Zukunft (aber nicht jetzt)
- 凶 (kyō) – Unglück
- 大凶 (Dai-kyō) – großes Unglück
Wenn du Glück gezogen hast, herzlichen Glückwunsch! Du kannst das Omikuji als Andenken behalten und dich an all dem Guten erfreuen, das es bringt.
Wenn du Unglück hattest, mach dir keine Sorgen! Im Tempel gibt es eine spezielle Methode, um mit Pech umzugehen.
Das machst du mit schlechten Vorhersagen
Mach dir keine Sorgen, wenn du ein Omikuji mit Unglück bekommst – du bist nicht allein! Siehst du die vielen weißen Papiere, die um den Tempel herum aufgerollt und verschnürt sind? Das sind andere Unglücksbringer. Sie werden zurückgelassen, damit sich die Götter um sie kümmern können.
Finde etwas Schnur oder frage das Tempelpersonal und du kannst dein Omikuji zu den anderen hängen. Schon bald werden sie rituell verbrannt und den Göttern zur Reinigung dargeboten (damit du wieder Glück hast).
Beachte, dass es als respektlos angesehen werden kann, immer wieder neue Omikuji zu nehmen, wenn du kein Glück hattest. Nimm es also mit Fassung und freue dich umso mehr auf einen neuen Versuch bei deinem nächsten Tempelbesuch!
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