Die faszinierende Geschichte des Manga

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One Piece, Dragon Ball, Naruto, Detektiv Conan… diese Manga (漫画) sind weltweit bekannt und haben den japanischen Gegenstück der europäischen und amerikanischen Comics weltweite Bekanntheit eingebracht. Japanische Manga haben einen ganz eigenen visuellen Stil, der sie deutlich erkennbar macht, und sind seit Generationen Lesefutter für Jung und Alt in Japan. Wir wollen heute einen Blick auf die Geschichte des Manga werfen und schauen, wo die Wurzeln dieser Kunstform liegen.

Der Ursprung des Manga

Die Geschichte des Manga ist eng mit der japanischen Kunstgeschichte verbunden. Denn auch wenn die uns heute so geläufigen Formen des Manga sich erst nach dem zweiten Weltkrieg entwickelten, liegen die Ursprünge viel weiter zurück. Dafür müssen wir ins 13. Jahrhundert reisen, als das Chōju-giga (鳥獣戯画) geschaffen wurde.

Darin finden sich Szenen mit Tieren, die durch die dicken, dynamischen Pinselstriche so aussehen, als würden sie sich bewegen. Was damals noch eine Neuheit war gehört heute zu den festen Eigenschaften des japanischen Manga. Der Durchbruch dieser Zeichentechnik gelang aber erst in der Edo-Zeit (1603-1868)  durch toba-e (鳥羽絵)-Zeichner. In dieser, der Karikatur nicht unähnlichen, Zeichentechnik wurde ebenso wert auf dynamische Bilder gelegt, sodass die Techniken aus dem 13. Jahrhundert nun verbreitet Anwendung fanden.

In dieser Zeit tauchte auch das Wort “Manga” zum ersten mal auf. So wurde die Bildsammlung  Shiji no yukikai von Sandō Kyōden in 1798 mit diesem Begriff bezeichnet. Hierin zeigte der Künstler vielfältige Bilder aus dem Alltagsleben dieser Zeit. Der Begriff wurde danach weiterhin verwendet und tauchte immer mehr in Verbindung zu den sogenannten ukiyo-e (浮世絵) auf, die unter anderem durch den Künstler Hokusai Bekanntheit erlangten.

Manga in der Moderne

Im 20. Jahrhundert durchlief der Manga auch schwierige Zeiten, bevor er seinen nationalen und internationalen Siegeszug antreten konnte. So wurde auch diese Kunstform im Zweiten Weltkrieg zu Propagandazwecken missbraucht. Doch nach dem Kriegsende traten viele neue Zeichner und Verlage in Erscheinung, die damit begannen, dem Manga sein modernes Gesicht zu geben. Hierzu gehört vor allem Osamu Tezuka (1928-1989). Eigentlich als Arzt ausgebildet, hängt er 1952 seinen Job an den Nagel, um Mangas zu zeichnen. Auch heute noch wird er als Vorreiter des modernen Manga betrachtet.

Seitdem hat sich der Manga zu einem anerkannten Kulturgut Japans entwickelt und wird auch politisch als Botschafter der Kultur des Landes verstanden. Beliebte Serien wie Dragon Ball, One Piece, GTO, Attack on Titan und viele weitere werden weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und tragen dazu bei, das Bild Japans nach außen positiv mitzugestalten.

Eigenschaften des Manga

Manga haben im Laufe der Zeit viele Merkmale entwickelt, die sie von westlichen Comics absetzen. Dazu gehört zunächst einmal die gegensätzliche Leserichtung der etwa hundert-seitigen Manga, die von rechts nach links verläuft.

Meist sind Manga in Schwarzweiß gezeichnet, sodass spezielle Zeichentechniken erforderlich sind, um Charaktere und Bewegungen hervorzuheben. Zum Beispiel sind Charaktere meist detailärmer als die Hintergründe vor denen sie gezeichnet sind. Der entstehende Kontrast macht sie dann sichtbarer. Wiederkehrende Zeichenelemente des Manga sind unter anderem runde Gesichter und große Augen, doch die vergangenen Jahrzehnte haben eine Vielzahl am Stilen entstehen lassen, die von mangaka 漫画家 Manga-Zeichner) zu mangaka variieren.

Auch die Erzählstruktur der Manga hat ihre Eigenheiten. Die Geschichte eines Manga ist normalerweise in Kapitel unterteilt und wird über mehrere Bände erzählt. Beliebte Manga können mehr als 50 Bände umfassen, wie zum Beispiel die beliebte Manga-Serie Naruto, die erst nach Band 72 endete. Weniger beleibte Manga-Serien können aber auch bereits nach wenigen Bänden auslaufen. Es gibt natürlich auch Manga die ihre Geschichte in einzelnen Bänden komplett erzählen, doch das Fortsetzungsformat bestimmt die Manga-Landschaft in Japan. Viele Manga werden Stück für Stück in regelmäßig erscheinenden Magazinen erzählt, bevor sie als eigenständige Bände veröffentlicht werden.

Die Künstler hinter den Bildern

Ein mangaka ist nicht nur Zeichner seiner Werke, sondern schafft auch die Geschichte dahinter. Damit ist er Zeichner und Autor in einem und muss für beides Talent mitbringen. Doch Talent und Leidenschaft alleine reichen oft nicht, um den Durchbruch zu schaffen, denn die Konkurrenz ist groß. Glück und Ausdauer sind oft ebenso notwendig, um die Aufmerksamkeit des Redakteurs einer Manga-Zeitschrift zu erhalten.

Hierüber erhalten Manga-Zeichner die Möglichkeit, ihre Werke zu veröffentlichen und bekannt zu werden. Erst wenn sie hier genug Aufmerksamkeit und Beliebtheit erlangt haben, werden ihre Werke in eigenen Bänden veröffentlicht. Anderenfalls werden die Manga wieder aus den Magazinen gestrichen und es heißt von neuem mit einem eigenen Werk zu überzeugen.

Einige weltweit bekannte mangaka sind beispielsweise Akira Toriyama, der Schöpfer von Dragon Ball, und Takeshi Obata, der Death Note geschaffen hat. Auch im wachsenden Bereich des Graphic Novel haben sich einige mangaka international mit ihren Manga etabliert, wie zum Beispiel Jirō Taniguchi. Sein Manga Vertraute Fremde verschaffte ihm Anfang der 2000er seinen internationalen Durchbruch. Seine Werke wurden seitdem bis zu seinem Tod 2017 regelmäßig auch auf Deutsch veröffentlicht.

Geschichten für Jung und Alt

Durch ihre Beliebtheit haben Manga in Japan eine gewaltige Zielgruppe. Mit zahlreichen Genres gibt es für jeden etwas Interessantes zu lesen, vom Kind bis zum Geschäftsmann. Hier eine kleine Auswahl :

  • Shōjo: dieses Genre zielt auf Mädchen und junge Frauen ab und dreht sich meist um eine Liebesgeschichte die romantische Beziehungen idealisiert.
  • Shōnen: im Gegensatz zum shōjo manga zielt dieses Genre auf männliche Teenager ab. Die Geschichten drehen sich um die Abenteuer der Protagonisten, wobei Freundschaft und Mut zentrale Motive sind.
  • Seinen: dieses Genre ist an eine reifere Zielgruppe gerichtet und erzählt tiefgründigere Geschichten als die Jungendgenres.
  • Josei: an erwachsene Frauen gerichtet erzählt dieses Genre Geschichten aus dem Alltag. Probleme am Arbeitsplatz und Liebesgeschichten finden sich hier wieder, aber realistischer erzählt als im shōjo manga. 
  • Shōnen-ai and shōjo-ai: diese Manga thematisieren platonische gleichgeschlechtliche Beziehungen.
  • Yaoi and yuri: weniger platonisch als das vorherige Genre werden hier gleichgeschlechtliche Beziehungen thematisiert. Yaoi manga drehen sich um männliche Protagonisten und yuri um ihre weiblichen Gegenparts.
  • Hentai: Hinter diesem Begriff verbergen sich pornographische Manga, die in Japan einen nicht unbeträchtlichen Absatzmarkt haben.

Die vielseitigen Handlungen der Manga sind immer ein wenig von der japanischen Kultur inspiriert. Wenn du einen Einblick in den japanischen Alltag haben willst solltest du dir einfach mal in der Buchhandlung deiner Wahl einen Band gönnen und dir ein ruhiges Plätzchen zum Schmökern suchen!

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