Der Bonsai-Baum, die Kunst Pflanzen zu gestalten

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Wer kennt sie nicht: die schön gestalteten kleinen Bäumchen, die sich in einer Schale befinden und liebevoll in eine beeindruckende Form gebracht werden. Diese Kunst nennt sich Bonsai (盆栽, ぼん さい), doch stammt sie nicht wie vom Namen vermutet aus Japan, sondern hat ihren Ursprung vor über 2000 Jahren in einem anderen asiatischen Land. Wir erzählen dir heute die Geschichte und Bedeutung des Bonsai-Baums.

Wie der Bonsai-Baum nach Japan kam

Die Geschichte des Bonsais ist bis heute nicht vollständig ergründet, reicht aber zurück bis in die Han- Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) des Kaiserreiches China, aus dem die Bonsai-Kunst stammt. Bereits zu dieser Zeit wurden in den Palastgärten des Kaisers Landschaften künstlich nachgestellt und in großen Schalen gepflegt. Die Kunst hielt sich über die Jahrhunderte und erfreute sich seit der Song- Dynastie (960 bis 1279) über immer größere Beliebtheit.

Gegen Ende dieser Dynastie, etwa im 10./11. Jahrhundert, sollen chinesische Mönche die Bonsai- Kunst nach Japan gebracht haben. In beiden Ländern entwickelten sich die Stile nun parallel weiter in ihre eigenen Richtungen. Die Japaner verfeinerten die Form und begannen anstatt ganzer Landschaften einzelne Bäume zu gestalten. Auch der Zen-Buddhismus hatte auf die Entwicklung der Bonsai-Kunst Einfluss.

Zum Ende der Edo-Zeit (1603 bis 1868) wurden heimische Arten wie Kiefern und Ahorn sowie ein naturverbundener Stil bevorzugt. Vor allem in der Kaiserstadt Kyoto und im nahe gelegenen Osaka war dieser Stil sehr beliebt. Erst Anfang der Meiji-Zeit (1868 bis 1912) kam der Bonsai-Baum auch bei der Oberschicht Tokyos an, die sich bei der Gartenkunst nun wiederum mehr an der chinesischen Malerei orientierte. Die Bonsai fanden ihren Weg in Teehäuser und allmählich auch in die unteren Bevölkerungsschichten.

Mit der Öffnung Japans gelangte der Bonsai-Baum Mitte des 19. Jahrhunderts auch nach Europa und wurde erstmals auf der Weltausstellung in Paris öffentlich präsentiert. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verbreitete sich die Bonsai-Kunst auch international und findet sich inzwischen in viele Ländern auf der Welt wieder.

Was bedeutet das Wort Bonsai?

Das Wort Bonsai heißt wörtlich übersetzt Baum in einer Schale, wobei das erste Schriftzeichen 盆 für einen Teller bzw. ein flaches Gefäß und das zweite Schriftzeichen 栽 für einen Baum oder eine andere wachsende Pflanze steht. Die Schriftzeichen wurden aus dem Chinesischen übernommen. Hiermit wird auch der Schwerpunkt der japanischen Bonsai-Kunst gesetzt, denn diese setzt das Hauptaugenmerk ganz auf die Baumgestaltungen. Im Chinesischen gibt es weiterhin die Kunstform des Penjing (盆景), die sich auf ganze Landschaften mit Flüssen, Bäumen und Felsen, dargestellt in einer Schale, bezieht.

Gestalterische Vielfalt

Ein Bonsai-Baum ist ein gezogenes Bäumchen, welches durch seinen Besitzer klein gehalten wird. Ziel ist es eigentlich ein realistisches Abbild der Natur zu erzeugen, allerdings kann die Wuchsform je nach Wunsch und mit den entsprechenden Kenntnissen und Werkzeugen künstlerisch gestaltet werden. In der zweitausendjährigen Tradition haben sich zahlreiche Formen entwickelt, die alle ihre Namen und Besonderheiten haben, je nachdem ob der kleine Baum aufrecht steht, sich wie im Wind zur Seite neigt oder mehrere Stämme hat. Die Bonsai-Kunst ist vielseitig und vor allem langjährig, denn gut gepflegte Bäume können hunderte Jahre alt werden.

Im Internet gibt es zahlreiche Webseiten, auf denen du dich über die Anzucht eines Bonsai-Baums ausführlich informieren kannst. Wenn du sie lieber nur anschauen möchtest, befinden sich in der Kanto-Region zum Beispiel Bonsai-Museen in Tokyo (Shunkaen Bonsai Museum) und Saitama (Omiya Bonsai Museum). Aber auch in Deutschland kannst du unter anderem das Bonsai Museum Düsseldorf  besuchen.

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