Meine alltäglichen Erfahrungen in Japan

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Während meinem ersten Aufenthalt dort, konnte ich zahlreiche neue Erfahrungen in Japan machen. Hier möchte ich euch gerne etwas von meinen Erlebnissen erzählen.

Als ich vor ein paar Monaten in meinem Apartment in Tokyo das erste Mal aufwachte und meine Augen öffnete, brauchte ich einen Moment, um zu realisieren, wo ich eigentlich war. Ich schlenderte zum Fenster und richtete meine Augen auf die ins Licht der aufgehenden Sonne getauchten Straße. Es war fünf Uhr morgens, der Zeitunterschied forderte seinen Tribut und so setzte ich mich mit einem Kaffee auf die Couch und überlegte, wie es jetzt weitergehen würde. Und mit einem Mal wurde mir klar, dass ich erstmal lernen musste in diesem Land, dieser Kultur fernab meiner eigenen, die täglichen Dinge des Lebens zu regeln. Was ich seit diesem Morgen gelernt habe, möchte ich nun gerne mit dir teilen.

Ernährung

Der Einkauf von Lebensmitteln in Japan ist eine ganz besondere Erfahrung. Der erste Besuch eines japanischen Supermarkts kann für die meisten schon zu einer gewissen Herausforderung warden: Fast alles ist auf Japanisch ausgeschildert, viele Produkte sind einem relativ unbekannt und jene, die man kennt, sehen teilweise komplett anders aus. An dieser Stelle erstmal keine Panik. Nach einigen Monaten Erfahrung kann ich jedem versichern, dass man sich auch hier irgendwann mindestens genauso gut zurechtfindet, wie in einem heimischen Supermarkt. Allerdings musst du dir bewusst sein, dass du deine Ernährung wahrscheinlich mehr oder weniger radikal umstellen musst, das kommt ganz auf deine Gewohnheiten an.

„Japaner ernähren sich schlichtweg komplett anders als ein typischer Europäer, aus Brot wird Reis, Pasta wird zu Ramen (ラーメン) und Fleisch weicht rohem Fisch.“ Zumindest scheint dies die Vorstellung zu sein, welche die meisten Menschen im Westen haben. Hierbei handelt es sich natürlich wie so oft um überspitzte Vorurteile. Brot, Pasta, Fleisch jeglicher Art, all diese Sachen bekommt man in japanischen Supermärkten auch. Allerdings gibt es logischerweise Unterschiede, mit denen man sich anfreunden muss. Mein Lieblingsbeispiel: Japanisches „Brot“.

Wer von zu Hause seine krossen Brötchen gewohnt ist, wird von der japanischen Variante alles andere als begeistert sein, da sie ungefähr so „kross“ ist, wie ein Steak vegan. Zwar gibt es auch Bäckereien, die gutes Brot verkaufen, diese lassen sich das aber auch entsprechend bezahlen. Und hier liegt eigentlich meine Kernaussage: Du kannst dich größtenteils so ernähren wie zu Hause, jedoch wird es weder billig noch einfach werden. Daher lautet mein Rat, die Gelegenheit zu nutzen und sich mit der japanischen Küche vertraut zu machen!

Transport

Während ich mich zu Hause meist mit Auto oder Fahrrad fortbewegt habe, benutze ich in Tokyo wie Millionen anderer Menschen natürlich den Zug. Die Gründe dafür sind relativ schnell erklärt: Es ist eine billige, schnelle und verlässliche Art sich fortzubewegen, gerade da das japanische Bahnsystem nahezu an Perfektion grenzt. Allerdings gibt es auch hier ein paar gewöhnungsbedürftige Aspekte, allen voran die Menge an Menschen, welche sich täglich in die Wagons drängen.

Auch für viele Touristen zählt die morgentliche Rushhour in Japan zu einer der ungewöhnlichsten Erfahrungen. Um es kurz zu beschreiben, nachdem ich jeden Morgen in der Yamanote Line (山手線 ) die Rushhour mitmache, kann ich klar sagen, dass der Begriff „persönlicher Freiraum“ hier größtenteils nicht existiert. Spätestens, wenn deine Bluetooth Kopfhörer kein Signal mehr von deinem Smartphone in deiner Hosentasche bekommen, weißt du, was es bedeutet, wenn der Zug „voll“ ist.

Allerdings muss ich trotzdem betonen, dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe und jeden japanischen Zug denen in meiner Heimat vorziehen würde. Denn Verspätungen sind selten, die Züge klimatisiert und sauber, und die Menschen unglaublich zivilisiert und diszipliniert.

Wenn die Stadt zum Wohnzimmer wird

Gerade hier in Tokyo, aber auch in vielen anderen Städten Japans, ist der Wohnraum knapp. Daher sind die meisten bezahlbaren Apartments alles andere als geräumig, was für sich selbst schon meistens eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordert. Allerdings kommt mit kleinen Apartments noch ein ganz anderer Wandel im Alltag daher: Man verbringt sehr viel mehr Zeit außerhalb der eigenen vier Wände, die Stadt wird gewissermaßen zum neuen Wohnzimmer.

Ich selbst bin eigentlich ein sehr heimischer Mensch, der eine gute Hausparty jedem Clubbesuch vorzieht. Doch hier in Tokyo bemerkte ich schnell, dass dies aufgrund der fehlenden Fläche wohl kaum möglich sein werde. Und so tobte ich mich in Izakayas (居酒屋), Restaurants und Karaoke Bars aus und verbrachte mehr und mehr Zeit damit auszugehen. Aber genau das macht das Besondere in Japan aus, denn am Ende des Tages sind es solche Erfahrungen, welche dir ein tieferes Verständnis für die Kultur Japans und seiner Bewohner geben.

Denn glaube mir: Du hast nicht gelebt, bevor eine ganze Izakaya voll mit angetrunkenen japanischen Studenten mit dir und deinen Freunden laut „Happy Birthday“ singt, für jemanden, der eigentlich gar nicht Geburtstag hat. Es sind diese Geschichten, welche dir ein Leben lang erhalten bleiben, und du machst sie nur in den seltensten Fällen in deinen eigenen vier Wänden!

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Go! Go! Nihon

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