Ronja Sakata pflegt seit ihren Aufenthalt in Japan eine intensive Beziehung zu Japan. Sie besitzt nicht nur Ihren eigenen Blog über Japan, sondern bietet seit einiger Zeit auch einen japanisch Kurs an. Wir haben ein Interview mit Ihr geführt um mehr über Ihre Bindung zu Japan herauszufinden und welche Erfahrungen mit Japan Sie gemacht hat.
Hi Ronja. Erzähle uns bitte etwas über dich.
Mein Name ist Ronja Sakata und ich komme aus Zürich, Schweiz. Ich bin gelernte Lebensmittelingenieurin, habe mich aber nach 10 Jahren als Lehrerin an der Berufsschule für LebensmitteltechnologInnen selbständig gemacht. Heute widme ich mich meinen Japankursen, – vorträgen und -spaziergängen und soeben ist mein Buch «Japan, für dich ein Spaziergang» erschienen. Als zweite Leidenschaft bin ich als JOY-Coachin tätig und zeige mit meiner Joy-Academy, sowie Einzelcoachings und mehrmonatigen Masterminds, wie man zufriedener, selbstbestimmter und vor allem freudvoller mit sich und dem Alltag umgehen kann.
Hast du japanisch in deinem Heimatland gelernt?
Bevor ich 2001 für mein Auslandspraktikum für 6 Monate nach Japan gereist bin, habe ich an der ETH Zürich Japanischunterricht für ein halbes Jahr genommen.
Wie bist du in Japan gelandet?
Japan hat mich schon immer fasziniert. Als Teenagerin habe ich «Die Lichter von Tokio» und die Japantrilogie von Frederica de Cesco verschlungen. Nachher wusste ich: Da muss ich hin. Als ich dann im Rahmen meines Studium als Lebensmittelingenieurin ein Praktikum in einer Entwicklungslabor für Süssigkeiten, Ramen und Getränke in Japan machen konnte, habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt.
Wie war deine Unterkunft während deines Praktikums?
Ich habe während meines Praktikums bei der besten, liebsten und lustigsten Gastfamilie gelebt. Die Kanamoris sind immer noch «meine Familie» und jedes Mal, wenn wir in Japan sind, besuchen wir sie. Chieko, die Mama, ist Kimono-Anzieh-Lehrerin. Zuhause war sie so locker und unglaublich lustig, wir lachten manchmal so, dass wir kaum mehr auf den Stühlen sitzen konnten. Sie konnten gar kein Englisch. Rein gar nix darum habe ich sehr schnell Japanisch gelernt. Am Anfang habe ich soviel gezeichnet und erklärt und jeden Tag neue Wörter gelernt.
Was begeistert dich an der japanischen Kultur?
Die Freundlichkeit und Herzlichkeit und die Sorgfalt, wie sie mit ALLEM umgehen, mit Menschen und mit Gegenständen. Natürlich ist das Essen ein Traum. Ryoukans mit Onsen lieb ich auch sehr.
Was sind die größten kulturellen Unterschiede zwischen Japan und der Schweiz?
Ich finde, es gibt kaum zwei Völker, die besser zusammen passen. Die JapanerInnen als auch die SchweizerInnen sind arbeitsam, genau, tragen den Dingen Sorge und halten was sie versprechen. Auch sind SchweizerInnen in der Regel ebenfalls eher zurückhaltend, wenn auch deutlich weniger als es die JapanerInnen sind. Die grosse Qualität der JapanerInnen ist, dass sie ihr Leben, so wie es ist, geniessen. Jammern kommt nicht in Frage. Dafür bewundern sie uns dafür, dass wir in Bezug auf die Arbeit viel entspannter sind. Also dass die meisten arbeiten um zu leben und nicht umgekehrt. Ein grosser Unterschied ist, dass wir es in der Schweiz gewohnt sind, in einem internationalen Klima zu leben, wo hingegen AusländerInnen für viele JapanerInnen wie Aliens erscheinen. Indem ich Japanreisende ermutige Japanisch zu lernen, möchte ich zur Verständigung beitragen, denn nur schon mit ein bisschen Japanisch eröffnen sich in Japan viele Türen und Herzen.
Dein Ehemann ist Japaner. Erlebst du manchmal kulturelle Unterschiede?
Mein Mann ist eher ein untypischer Japaner, was sich nur schon darin zeigt, dass er mich damals bei unserem ersten Zusammentreffen angesprochen hat, mit einem Dolmetschter im Schlepptau, da er selber kein Wort Englisch konnte. Wir sind beide sehr direkt, was nicht typisch ist, weder für Japan noch für die Schweiz. Dafür funktioniert unsere Beziehung super, weil Probleme sofort ausdiskutiert werden. Ken hat eine unglaublich ruhige Ausstrahlung. Ihm kann gar nichts und niemand etwas anhaben. Da stelle ich mir immer einen Samurai-Krieger vor.
Welcher japanische Ausdruck ist dein Favorite?
ごゆっくりたのしんでください (Go yukkuri tanoshinde kudasai). Geniesse es ganz gemütlich.
Du bietest einen japanisch Kurs für Anfänger an. Welches Ziel verfolgst du damit?
Die Idee hinter dem Kurs ist, Japanisch auf einfache und verständliche Art und Weise zu erlernen. Der Schwerpunkt liegt darauf, möglichst schnell selber Sätze bilden zu können und sich einen Wortschatz anzueignen. Dies ermöglicht es, sich in verschiedenen Situationen schon nach wenigen Wochen auf Japanisch zu verständigen. Die meisten KursteilnehmerInnen lernen Japanisch für eine Japanreise, der Kurs bietet aber eine gute und umfangreiche Grundlage für alle, die Japanisch lernen möchten.
Würdest du Leben und Lernen in Japan empfehlen?
Unbedingt. Ich habe unvergessliche Erfahrungen während meines Praktikums gemacht und ich kann jeder/jedem empfehlen selber für längere Zeit nach Japan zu gehen und während dieser Zeit am besten bei einer Gastfamilie zu leben. Dies ermöglicht es, so richtig in den japanischen Alltag und die japanische Kultur einzutauchen. Zudem habe ich viele Freundschaften fürs Leben geknüpft.
Vielen Dank Ronja, dass du deine Erfahrungen mit Japan mit uns geteilt hast.
Falls du vor dem Schritt stehst dein eigenes Abenteuer nach Japan zu wagen, jedoch mehr Berichte oder Interviews über Erfahrungen mit Japan benötigst, dann besuche auf unserer Homepage den Punkt Erfahrungsberichte. Weitere Artikel mit hilfreichen Informationen über Japan sowie Tipps und Tricks für Japan findest du in unserem Go! Go! Nihon Blog!