Alles Bratwurst? – Was denkt man über Deutschland in Japan

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Schon seit dem 17. Jahrhundert existieren Beziehungen zwischen Deutschland und Japan. Damals reisten die ersten Deutschen im Dienste der Niederländischen Ostindien-Kompanie in das Land, um mehr über dieses zu erfahren. Vor Ort betrieben sie aber nicht nur Recherchen, sondern gaben auch Wissen aus ihrer Heimat weiter. So trugen sie zur Schaffung der ersten Eindrücke über die Deutschen bei, lange bevor es überhaupt einen deutschen Staat gab.

Die Beziehungen wurden in der Folge weiter ausgebaut und führten 1861 zum Freundschaftsvertrag zwischen Japan und Preußen. Zudem war die preußische Verfassung eine wichtige Orientierungshilfe für die Meiji-Verfassung, als wenige Jahre später die Wandlung Japans zu einer modernen Industrienation begann. Schon damals wurde also der erste Eindruck von Deutschland in Japan gefestigt.

Deutschlandbild der Japaner

Die Beziehungen zwischen Japan und Deutschland dauern also schon lange an. Aber was für ein Bild von Deutschland hat sich in Japan in dieser Zeit entwickelt? Zunächst einmal ist dieses vor allem positiv geprägt und man nimmt Deutsche als verlässlich, ernsthaft, pünktlich und ehrlich wahr – Eigenschaften, die man auch in Japan schätzt. Fragt man Japaner, was sie über Deutschland wissen, so werden ganz schnell die Stichworte Bier, Autos, Fußball und Wurst fallen. Diese Begriffe hört man auch weltweit zum Thema Deutschland.

Darüber hinaus schätzt man in Japan aber auch die deutsche Musik, Filmkunst und Literatur sehr. Gerade ältere Japaner können oft ausgedehnte Vorträge zu ihren Lieblingskünstlern, -regisseuren oder -schriftstellern halten. Nicht zuletzt ist das Deutschlandbild in Japan auch sehr süddeutsch geprägt. Jeder kennt das Oktoberfest und Schloss Neuschwanstein, während die typische deutsche Stadt für viele Japaner wie Rothenburg ob der Tauber aussieht. Folgender Negativpunkt soll allerdings nicht unerwähnt bleiben: Als Deutschem in Japan kann es einem mit japanischen Bekannten nach ein paar Bier passieren, dass die Geschichten zum 2. Weltkrieg ausgepackt werden und man lobende Worte zur gemeinsamen Kriegsvergangenheit hört.

Kobe Bratwurst

Deutschland in Japan

Dieses positive Deutschlandbild und dessen Facetten drückt sich in Japan dann ganz divers aus, denn was man mag, hat man auch gerne bei sich. Ein paar dieser Möglichkeiten, Deutschland in Japan zu erleben, stellen wir dir hier vor.

Deutsche Feste

Wer im Winter in Japan unterwegs ist wird inzwischen in vielen Großstädten auf einen bekannten Teil deutscher Vorweihnachtsbesinnlichkeit stoßen: den Weihnachtsmarkt. Hier gibt es heißen Glühwein und frische Bratwurst, ganz so wie man es auch in Deutschland erwarten würde. Es fehlt vielleicht ein wenig heimische Altstadtkulisse, aber lohnen tut sich ein Besuch allemal! Noch viel verbreiteter sind allerdings Oktoberfeste in Japan.

Dabei wird es mit der traditionellen Terminwahl des Originals nicht so genau genommen, wodurch fast das ganze Jahr über irgendwo in Japan Oktoberfest gefeiert wird. Diese sind dann allerdings wesentlich kleiner als das Vorbild aus München und bestehen oft nur aus wenigen Ständen. Trotzdem sollte man einen Besuch nicht versäumen, insbesondere wenn es mal wieder unter dem Tokyo Tower so weit ist. Ein Weißbier trinkt sich unter dessen rot-orange leuchtender Silhouette gleich doppelt so lecker!

Okayama Kuchen

Konditoreien und Baumkuchen

Besonders beliebt sind in Japan auch deutsche Konditorwaren. So wird man beim Schlendern durch Einkaufspassagen immer mal wieder auf Konditoreien mit Namen deutscher Persönlichkeiten oder Orte treffen, die damit von landestypischen Leckereien künden. Hier findet man typische Obsttorten, Käsekuchen oder auch den Stollen. Einen Namen hat sich dabei vor allem der Baumkuchen (バウム クーヘン, baumukūhen) gemacht, der in Japan ganzjährig verkauft wird – allerdings ohne den in Deutschland üblichen Schokoladenüberzug. Probieren ist empfohlen, am besten in einem der Einkaufszenten in Ginza.

Das deutsche Dorf

Wer eine noch intensivere Dosis des japanischen Deutschlands möchte, sollte unbedingt ins deutsche Dorf (ドイツ村, doitsu mura) in der Präfektur Chiba gehen. Dieser Themenpark ist aufgemacht wie ein Dorf im ländlichen Deutschland: Fachwerkfassaden, Kirchturm, Marktplatz und blühende Blumenfelder. Dazu gibt es noch deutsche Küche, Wein, passende Souvenirs und eine große Auswahl an Vergnügungsattraktionen. Abends verwandeln dann zahlreiche Lampen das ganze Dorf in eine riesige Lichtershow, die zu den besten des Großraum Tokyo gehört.

Wenn du wissen willst, wie man sich Deutschland in Japan vorstellt, dann ist ein Besuch hier Pflicht – viel Spaß!

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