Japanisches Origami – die Geschichte des Papierfaltens

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Aus einem Blatt Papier einen Flieger, einen Kranich oder eine Blume falten, das hat bestimmt jeder schon einmal probiert. Diese Form des Papierfaltens nennt sich im Japanischen Origami (折り紙), abgeleitet von den Wörtern für falten (折る) und Papier (紙). Origami ist aber nicht nur bei Kindern beliebt, auch im Kunstbereich hat es seinen Platz gefunden.

Die Geschichte hinter Origami

Das japanische Origami kann man bis in das 6. Jahrhundert zurückführen. Zu dieser Zeit wurde durch buddhistische Mönche das Papier aus China nach Japan gebracht. Papier hatte damals aber einen viel zu hohen Preis und so wurden die ersten Origami nur für religiöse Zeremonien und formale Anlässe verwendet.

Bei traditionellen Shinto-Hochzeiten wurden Papierschmetterlinge genutzt, die den Bräutigam und die Braut widerspiegelten. Aber auch bei der Übergabe von Geschenken entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Etikette, die bestimmte Formen des gefalteten Papieres vorschrieb. Je nach Faltung standen diese für Glück oder symbolisierten Aufrichtigkeit und Reinheit.

Im 18. Jahrhundert wurden die ersten Origami-Bücher in Japan veröffentlicht. In diesen waren Veranschaulichungen unterschiedlicher Faltmodelle enthalten. Die Kunst des Papierfaltens verbreitete sich nach und nach und erlebte mehrere Blütezeiten. Auch in der Mode erfreute sich Origami großer Beliebtheit und Modelle wie Kraniche und Boote wurden auf Stoffe gedruckt.

Natürlich wurde auch in anderen Teilen der Welt Papier gefaltet und jede Kultur hat hierbei ihre eigenen Formen entwickelt. Der Ursprung des eigentlichen Papierfaltens ist daher ungeklärt. In der Meiji-Zeit soll sogar das Kindergartensystem aus Deutschland und das dazugehörige europäische Papierfalten auf das japanische Origami Einfluss genommen haben.

Japanisches Origami in der modernen Zeit

Auch in der heutigen Zeit ist Origami bei vielen noch sehr beliebt. Einen großen Schritt in der modernen Zeit machte hierbei Akira Yoshizawa (吉澤 章) im Jahr 1954. Er schuf neue Modelle und entwickelte ein System zum einfachen zeichnerischen Darstellen von Faltanleitungen. Das Yoshizawa-Randlett-System wird noch heute international verwendet.

Natürlich haben sich in den vielen Jahren immer komplexere Faltmethoden entwickelt und Origami hat inzwischen die verschiedensten Techniken und Materialien. Es werden teilweise richtige Kunstwerke hergestellt, egal ob es sich um realistisch wirkende Tiere und Pflanzen, Miniatur-Darstellungen oder aufwendige 3D-Objekte handelt. Origami ist für viele Menschen nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Art sich zu entspannen, der Kreativität freien Lauf zu lassen und selbst etwas aus einem bloßen Blatt Papier zu schaffen.

Der Kranich als besonderes Origami-Symbol

Wenn man von Origami spricht, ist der Kranich inzwischen das Hauptsymbol geworden. Er ist aber nicht nur ein Sinnbild für die Papierfaltkunst, sondern hat auch noch eine tiefere Bedeutung. In Japan steht er für ein langes und glückliches Leben. Nach einer alten Legende hat man einen Wunsch an die Götter frei, wenn man 1.000 Kraniche gefaltet hat. Durch die Geschichte von Sadako und den tausend Kranichen hat sich diese Legende weltweit verbreitet.

Die junge Schülerin Sadako Sasaki ist nach dem Atombombenangriff auf Hiroshima an Leukämie erkrankt. Mit dem Glauben daran, dass sie wieder gesund wird, wenn sie 1.000 Kraniche faltet, hat sie sich durch ihre schwere Krankheit gekämpft. Sie verlor den Kampf, wurde aber zusammen mit den Papierkranichen ein Symbol für den Weltfrieden. Noch heute findet man an Denkmälern in Japan immer wieder neue Kranich-Ketten.

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